Mittwoch, 18. August 2021
Mein Sommer-Lese-Tipp für Nicht-Sommer-August-Tage: Sommer der Träumer
Den Sommer fühlen. Bougainvillae in leidenschaftlichem Pink, Ziegenglockengeläut, schlafende Hunde in der Mittagshitze, abends Wein und Fisch an lauten Tavernentischen, flackernde Lichter im Hafen und ein nächtliches Bad im Meer, um sich anschließend nackt auf noch warmen Felsen trocknen zu lassen.
Der „Sommer der Träumer“ von Polly Samson widmet sich der süßen Seite des Lebens. Es sind die 1960er Jahre und die griechische Insel Hydra ist das Arkadien von Aussteiger*innen, Künstler*innen und Freiheitssuchenden. Einer von ihnen ist Leonard Cohen, ein junger kanadischer Dichter, der auf weichen Sohlen gelassen an Land tritt und alles belächelt, worauf sein Blick fällt. „Er trägt eine grüne Schreibmaschine und einen eleganten Lederkoffer, auf dem Rücken eine Gitarre.“ Leonard wird sich auf Hydra ein Haus kaufen und in die Norwegerin Marianne Ihlen verlieben …
Ich lege „So long Marianne“ auf, bevor ich weiterlese, schwelge in Erinnerungen an ein Konzert von Cohen in der Radio City Hall in New York, bei dem ich von Anfang bis Ende vor Rührung durchgeheult habe, und an einen Abstecher auf Hydra – ich war 16 und per Interrail unterwegs.
Der 380 Seiten starke Roman, der geschmeidig Realität und Fiktion verbindet, lässt weiterträumen. Weil jede*r Anknüpfungspunkte an Musik, Sommerromanzen, den Duft des Südens, aber auch an bittersüße Ereignisse – die von der Autorin unter der Zeitlupe einer behäbigen Hitze seziert werden – finden kann.
Am nachhaltigsten wirkt Polly Samsons Beschreibung von Charimain Clift, australische Schriftstellerin und eine der Hauptprotagonistinnen. Wie die Autorin „verknalle“ ich mich in diese schöne und außergewöhnliche Frau und feiere sie als wahre Entdeckung dieses Romans.
Polly Samson selbst ist übrigens mit David Gilmour verheiratet, der seit vielen Jahren als Solokünstler tätig ist und früher einer der Frontmänner von Pink Floyd war.
Sommer der Träumer, Polly Samson, Hardcover, Ullstein, März 2021, 20 Euro
Nr. 1-Sunday-Times-Bestseller
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