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Aenne Burda (rechts) mit ihrer Mitarbeiterin Irene Baer |
Vor 70 Jahren gründete Aenne Burda ihren Verlag BURDA MODEN. Am 28. Dezember 1949 unterzeichnen sie und ihr Mann Franz Burda im Amtszimmer von Justizrat Wendelin Müller im Badischen Notariat Offenburg einen Ehevertrag, in dem sie Gütertrennung vereinbaren. Das Vermögen der Ehefrau bestand in einem 16 Ar großen Grundstück in Offenburg, dessen Wert mit 10.000 Mark beziffert wurde, Lebensversicherungen und so genannten Fahrnissen: Möbel, Schmuck, Gemälde, Tafelsilber, Wäsche im Gesamtwert von 30.000 Mark. „Bemerkt wird“, hieß es in dem Vertrag weiter, „dass die Ehefrau alleinige Inhaberin des im Handelsregister eingetragenen Modenverlages Änne Burda in Lahr, Lotzbeckhof, ist.“ In der beigefügten Inventarliste wurde vom Locher bis zur Klosettbürste Aenne Burdas Besitz detailgenau aufgeführt.
Nachdem Aenne Burda von der Geliebten ihres Mannes, seiner unehelichen Tochter und der Existenz eines Modeverlags, den die Geliebte Effi Breuer führte, erfahren hatte, forderte sie diesen Verlag ein, dessen Gründung ihre Idee gewesen war.
Die „Wirtschaft zum Bädle“ in Lahr war grau wie Nachkriegsdeutschland. Ein zweistöckiger Bau mit einer schmutzigen Fassade, von der der Putz bröckelte. Im Saal, wo einst Theateraufführungen stattgefunden und Musikkapellen zum Tanz aufgespielt hatten, bollerte ein Kanonenofen. Kohlenhaufen und Schippe forderten zum Nachlegen auf. Die Wände waren verrußt, die Fenster so weit oben, dass nur der Blick auf ein Stück Himmel und Tannenspitzen zu erhaschen war. Eine Hühnerleiter führt in den ersten Stock, wo sich zwei kleine Zimmer Büros nannten. So muss Aschenputtel gehaust haben.
Im Oktober 1949 übernahm Aenne Burda, was Effi Breuer hinterlassen hatte: das Mobiliar, die kleine Mannschaft. Wichtigste Stütze war ihr Luise Weiss, die Sekretärin, die zwanzig Jahre lang, bis zur Pensionierung, bei ihr arbeitete. Aenne, das musste sie sich eingestehen, hatte keine Ahnung von der Materie. Gut, sie hatte ab und an für ihren Mann die Frauenseite in der „Sürag“ redigieren dürfen, aber das war’s auch schon. Wie macht man ein Blatt? Die Breuer war ja anscheinend nicht schlecht, allerdings hatte sie 200.000 Mark Schulden für Druckkosten hinterlassen. Das würde ihr nicht passieren. Sie würde schon zeigen, was sie drauf hatte. Allen. Und vor allem ihrem Mann. Hinterging sie, machte der Nebenbuhlerin ein Kind und gab ihr auch noch einen Verlag. Gut, Punkt eins war abgehakt. Die Breuer war weg. Der Modeverlag gehörte ihr. „Hätte ich einen Mann gehabt, der mich so geliebt hätte, wie ich ihn zu Beginn geliebt habe, nie hätte ich Burda Moden gemacht“, sagte Aenne Burda später.
Im Januar 1950 erschien das erste BURDA MODEN Magazin, und Aenne Burdas glanzvoller Aufstieg zur KÖNIGIN DER KLEIDER begann.
Aus meinem Buch „Aenne Burda. Wunder sind machbar“, Petrarca Verlag 2009
Fotos: Archiv Hubert Burda Media
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Der Verlag in der ehemaligen Wirtschaft zum Bädle |