Sucht ihr noch ein schönes Ostergeschenk? Bis zum 29. März 2018 ist die Ausstellung mit Arbeiten der jungen Künstler Jonas Göhringer und Yulong Lin in der Galerie hausunso in Offenburg noch zu sehen. Es gibt zahlreiche Arbeiten für unter 300 Euro.
Kennengelernt haben sich Jonas und Yulong an der Karlsruher Akademie der Bildenden Künste, wo sie Malerei und Grafik bei Professorin Leni Hoffmann studierten. Dabei wollte Jonas Göhringer, 1991 in Zell am Harmersbach geboren, zuerst einen ganz anderen Weg einschlagen. Nach dem Abitur begann er in Freiburg, Mathematik und Biologie zu studieren. Mathe gab er nach einigen Semestern auf, der Biologie blieb er treu und wird sein Studium nächstes Jahr abschließen. Sein Interesse an biologischen Prozessen, dem „Zufallsprodukt“, wie er sagt, das er „nur bedingt beeinflussen kann“, veranlasste ihn, die erlernte Theorie künstlerisch umzusetzen. Mit Zeichnungen, Öl-, Wachs- und Aquarell-Bildern bewarb er sich an der Karlsruher Akademie und absolvierte sein Studium von 2013 bis 2017, das er mit dem Staatsexamen abschloss.
Zur Ausbildung zählte ein sechsmonatiges Stipendium an der Tianjin Academy of Fine Arts. Die Hafenstadt Tianjin mit ca. 15 Millionen Einwohnern grenzt direkt an Peking mit etwa 22 Millionen Einwohnern an. „Der erste Eindruck war ein Kulturschock“, sagt Jonas, aber auch: „Ich habe viel dazu gelernt und würde sofort wieder hin!“ In China begann Jonas, sich mit dem Punkt, der daraus entstehenden Linie, der resultierenden Fläche und letztlich des entstehenden Raums auseinanderzusetzen. Mit Graphit setzt er an einem Punkt an und zieht mit Hand und großer Sorgfalt Linien, die in ihrer Summe eine Fläche ergeben. Die metallische Reflexion lässt den Eindruck von Räumlichkeit entstehen.
Steht der Punkt für einen Menschen und die davon ausgehenden Linien für seine Erfahrungen, so ist es folgerichtig, dass sich diese mit den Linien, sprich Erfahrungen, eines anderen überschneiden. Wir haben Begegnungen, Beziehungen, gemeinsame Schnittmengen. Der Punkt des anderen liegt bisweilen außerhalb des Bildausschnitts, denn wenn wir ein Leben streifen, kennen wir noch lange nicht den Menschen dahinter und seinen Ausgangspunkt. „Ich sehe nur den Teil, den er mir zeigt“, verdeutlicht Jonas.
Er zeichnet mit Graphit auf eine grundierte Holzplatte. Für große Arbeiten benötigt er bis zu 15 Stifte. Das Ergebnis ist jetzt erstmals einer öffentlichen Präsentation zu sehen. In Chongqing, mit 82.000 Quadratkilometern so groß wie Österreich und 32 Millionen Einwohnern die bevölkerungsstärkste Stadt der Welt, hat er bereits in einem Museum ausgestellt. Dort allerdings waren Arbeiten in der Technik des Drip Paintings zu sehen. Jonas sprühte in Grundfarben Punkte auf eine Leinwand, die durch Dripping zufällige Strukturen wie Linien und Überschneidungen entstehen ließen.
In Chongqing, dieser größten Stadt der Welt, studierte Yulong Lin an der Hochschule der Künste Sichuan. 1988 in Neijiang geboren, mit gut einer Million Einwohnern eine Kleinstadt in China, lernte Yulong an der Hochschule altmeisterliche Malerei. Unermüdlich musste er sich mit ein- und demselben Motiv beschäftigen – Vasen oder Pflanzen. Seine hochgelobte Bachelor-Arbeit ermutigte ihn, sich für einen Studienplatz im Ausland zu bewerben. Seine Wahl fiel auf Deutschland, da deutsche Künstler wie Gerhard Richter oder Anselm Kiefer in China große Popularität genießen. Für sich selbst erhoffte er, neue Techniken zu erlernen. Im Sommer 2018 wird Yulong die Karlsruher Akademie mit einem Diplom abschließen, danach wünscht er, sich als Meisterschüler fortzubilden.
Bereits als Kind hat sich Yulong für Kunst interessiert, viel gezeichnet und gemalt. In Deutschland, so scheint es, hat er sich nach seiner klassischen Ausbildung den unbefangenen Blick des Kindes zurückerobert. Seine Motive sind Windräder, Käsestücke oder Früchte. Dabei geht es Yulong nicht um den Gegenstand, den er abstrahiert und oft nur in einem Ausschnitt darstellt, sondern um die Farbe und die Struktur. Schicht um Schicht lasiert er die Leinwand mit unterschiedlichen Farben, so dass ein Eindruck von Tiefe entsteht. Die Farben, die er verwendet hat, sind oft nur noch an den Drippings am Bildrand auszumachen. Mit schwarzen Linien zeichnet er einfache Formen oder deutet, wie bei dem Windrad, Bewegungen an. Die Plastizität seiner Bilder ist beeindruckend. Ebenso seine bescheidene Erläuterung: „Ich mache einen Raum auf die Leinwand.“
Deutsch gelernt hat Yulong Lin übrigens erst in Freiburg, wo er mit Jonas Göhringer eine Außenstelle der Karlsruher Akademie besuchte und sich mit ihm ein Atelier teilte. „Über Kunst“, so Jonas, „kann man sich schnell unterhalten.“
Öffnungszeiten
Mo – Fr, 9 bis 13 Uhr, und nach Vereinbarung unter Tel. 0781 9190891
bis 29.03.2018
hausundso
Moltkestr. 14
77654 Offenburg