Heute in der #Mittelbadischenpresse #Offenburgertageblatt
Mittwoch, 12. Dezember 2018
#Wundersindmachbar #Aenneburda
Meine Aenne Burda-Biografie "Wunder sind machbar" ist wieder in den Buchhandlungen zu erhalten.
Taschenbuch: 420 Seiten
Verlag: Petrarca Verlag; Auflage: 2. Aufl. (4. Oktober 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3889780938
ISBN-13: 978-3889780935
Nr. 1 in Bücher > Fachbücher > Medienwissenschaft > Medienforschung
Nr. 60 in Bücher > Biografien & Erinnerungen > Film, Fernsehen & Theater
Nr. 108 in Bücher > Biografien & Erinnerungen > Kunst & ArchitekturDer Buchhandel kann direkt bestellen bei Petrarca Verlag
Dienstag, 11. Dezember 2018
Christbäume, Austern und Glühwein
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Uwe Vogel lädt in den adventlich dekorierten Bauwagen ein |
Einen Weihnachtsbaum-Verkauf für einen guten Zweck organisieren Anwohner der Friedrichstraße am 3. Adventswochenende, Samstag, 15.12., und Sonntag, 16.12.2018, auf dem Parklatz der Physiotherapiepraxis Vogel, Ecke Friedenstraße/ Friedrichstraße, in Offenburg. Die frisch geschlagenen Bäume stammen vom Hof von Hubert Huber aus Reichenbach-Mittelbach. Am Samstag ist der Verkauf von 10 bis 17 Uhr. Ab 11 Uhr werden Glühwein, Austern und Cremant, Käsesuppe und FriedrichBier sowie Waffeln und Kuchen angeboten. Erstmals hat Angela Gwinner am Samstag ihren Wunder[w]ort (ehemalige Bäckerei Laug) geöffnet und bietet Karten, Kunstdrucke und Lichttüten von Wunderwort an. Gemütliche Sitzplätze gibt es im adventlich dekorierten Bauwagen. Die Oststadtliebe bietet Kaffee und Kuchen an. Ein Teilerlös geht an das STEEP-Café. Gegen ein kleines Entgelt für den guten Zweck bieten Ministranten der Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit an, den Baum innerhalb des Quartiers nach Hause zu tragen. Am Sonntag findet der Weihnachtsbaum-Verkauf von 12 bis 17 Uhr statt. Unterstützt wird die Aktion von Schoellmanns und dem Weingut Dr. Hubert Burda.
Seit bereits fünf Jahren ist das STEEP-Café im Stadteilbüro Oststadt ein Treffpunkt für werdende Eltern und Eltern mit Kleinkindern. STEEP bedeutet: Schritte zu einer effektiven, Freude bereitenden Elternschaft (Steps Toward Effective, Enjoyable Parenting) und beinhaltet bindungsbasierte Beratungs- und Gruppenarbeit sowie Familienaktionen. Initiiert wurde das Angebot mit Unterstützung der Stadt Offenburg durch GUTE FEE e.V.. Künftig wird das STEEP-Café weitergeführt durch den SKF (Sozialdienst Katholischer Frauen) und STEEP-Beraterinnen aus der Region.
Das STEEP-Eltern-Café für werdende Eltern und Eltern mit ihren Kleinkindern hat jeweils am 1. und 3. Samstag eines Monats geöffnet. Von 11 Uhr bis 12 Uhr besteht ein offenes Angebot, um Kontakte zu knüpfen, sich bei einer Tasse Kaffee und einem Imbiss zu informieren und zu erfahren, worum es geht. Von 12 Uhr bis 14 Uhr gibt es immer ein thematisches Angebot „rund ums Kind“.
Carmen und Hubert Huber und Uwe Vogel überraschten die STEEP-Mitarbeiterinnen bereits im Vorfeld mit einem Baum für das STEEP-Café. Sofort wurde mit dem Basteln von Weihnachtssternen als Baumschmuck begonnen.
STEEP-Café: Stadtteilbüro Offenburg Oststadt, Hindenburgstrasse 6
GUTE FEE e.V. Offenburg: info@gutefee-ev.de, Telefon: 0781 / 970 647 03
SKF Offenburg: a.eschbach@skf-offenburg.de; Telefon: 0781 93229-0
GUTE FEE e.V. Offenburg: info@gutefee-ev.de, Telefon: 0781 / 970 647 03
SKF Offenburg: a.eschbach@skf-offenburg.de; Telefon: 0781 93229-0
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Frisch geschlagene Bäume liefert Landwirt Hubert Huber |
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Austern und Cremant in der Friedrichstraße |
Aenne ...
Ich freue mich über das große Interesse an dem kleinen Band "Aenne Burda. Kindheit und Jugend in Offenburg". 100 Bücher durfte ich am Samstag in der Buchhandlung Roth signieren. Aufgrund der Nachfrage werde ich am Donnerstag, 13. Dezember, von 17 bis 18 Uhr nochmals in der Buchhandlung Roth sein. Es kommen viele Menschen mit kleinen Geschichten, so eine Frau, die letztes Jahr in die Wohnung in der Gaswerkstraße eingezogen ist, in der Aenne geboren wurde. Sie erzählte mir, dass sie PVC- und Teppichböden herausgerissen hat und darunter auf den alten Holzdielen alte Spielkarten und Mühle-Steine gefunden hat. Vielleicht hat Aenne mal damit gespielt …
Morgen Abend um 20.15 Uhr kommt der 2. Teil von "Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau" im Ersten, im Anschluss folgt die Dokumentation "Die Königin der Kleider". Einschalten!
Freitag, 30. November 2018
Lesung im #Liberty
Am Donnerstag, 17. Januar 2019, 15 – 16.30 Uhr, werde ich im Hotel Liberty in Offenburg aus dem neuen kleinen Buch "Aenne Burda. Kindheit und Jugend in Offenburg" lesen. Zu Kaffee und Kuchen gibt es Plaudereien aus dem Nähkästchen. Der Eintritt ist frei.
Ausstellung im Niggelturm: Michael Blum
Gestern Abend durfte ich die wunderbare Adventsausstellung mit Landschaftsbildern von Michael Blum im Niggelturm in Gengenbach eröffnen. Sie ist vom 1. bis 23. Dezember 2018 zu besichtigen.
Die Panoramen, die der Gengenbacher Künstler zeigt, haben das Format von Querschießscharten. Die Idee kam ihm vor ca. 30 Jahren mit einer Obstkiste. Durch den Spalt zweier Holzlatten bot sich ein Panorama, das man durch das Bewegen derKiste wie mit dem konzentrierten Blick durch den Motivsucher einer Fotokamera fokussieren konnte.
„Ich schaute bis ich sah, was mich interessierte“, sagt Michael Blum. Ein schmales Stück Himmel, Wald, Wiesen, Mittelgebirge … der Schwarzwald. Der Vordergrund wird ausgelassen. Auf seinen Bildern gibt es weder Städte noch einzelne Häuser zu sehen. „Der Alltag wird ausgespart“, erläutert er und verdeutlicht, „Verkehrsschilder, alles, was einen eben so aufhält.“
1957 in Ludwigshafen geboren, lebt Michael Blum seit seinem 5. Lebensjahr in der Ortenau. Er absolvierte sein Abitur in Gengenbach, studierte an der Karlsruher Akademie der Bildenden Künste freie Malerei und war Meisterschüler bei Harry Kögler. Der Schwarzwald ist seine Heimat. „Ich habe nicht das Bedürfnis, die Toskana oder die Alpen zu malen“, sagt er, auch wenn letztere beim Blick vom Feldberg schon mal auftauchen können. Mit seinem Bus war er nahezu in ganz Europa unterwegs, doch gemalt wird zu Hause. „Ich liebe die 4 Jahreszeiten“, sagt Michael Blum und schätzt dieses „riesige Spektrum an Farbigkeit“.
Grün ist die Lieblingsfarbe Michael Blums, doch auch seine nebligen Novemberbilder und die weißen Winter-Panoramen haben ihren Reiz. Eine Mischung aus Sand und weißer Kreide lässt sie plastisch und die Winterlandschaft wie Zuckerguss wirken.
Gadget zu der sehr lohnenswerten Ausstellung: Von der Balustrade des Niggelturms kann man die Aussicht auf den Adventskalender mit der Gengenbacher Altstadt genießen sowie einen einzigartigen Panoramablick von den Schwarzwaldbergen bis ins Rheintal.
1.12. – 23.12.2018
Sa/ So 12 – 18 Uhr, Mo – Fr 15 – 18 Uhr und nach Vereinbarung:
Sa/ So 12 – 18 Uhr, Mo – Fr 15 – 18 Uhr und nach Vereinbarung:
Fotos (2): Dieter Wissing
Mittwoch, 21. November 2018
Preview "Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau"
Fantastische Premiere des TV-Zweiteilers "Aenne Burda – die Wirtschaftswunderfrau" gestern Abend mit Katharina Wackernagel, Fritz Karl, Francis Meletzky, Bella Halben, Dr. Hubert Burda, Lisa und Jakob Burda in Offenburg. Am 5. und 12. Dezember, 20.15 Uhr, in der ARD zu sehen. Im Anschluss an den 2. Teil folgt die Dokumentation "Aenne Burda – Die Königin der Kleider".
Samstag, 17. November 2018
Nicht mit dem goldenen Löffel im Mund
Heute in der Badischen Zeitung:
http://www.badische-zeitung.de/offenburg/nicht-mit-dem-goldenen-loeffel-im-mund--159775555.html
Montag, 12. November 2018
Discher Chocolatier @Schoellmanns
Ich freue mich, bei La vie est belle – Ein Abend für Frauen morgen, 19 Uhr, im Schoellmanns Pralinen und Schokolade von DISCHER CHOCOLATIER anbieten zu dürfen: Es gibt Weihnachtstrüffel mit Zimt, Kardamom und Nelken, Maya-Trüffel mit Chili, Marzipan-Pasteten, hauchdünne Criolloro-Schokolade und Ingwer-Sticks – alles persönlich von meinem Vater produziert.
Freitag, 9. November 2018
Bis an die Grenze
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Germain Roesz (links) und Raymond E. Waydelich |
Straßburg meets Hindisheim @ Offenburg: Raymond E. Waydelich stattete Germain Roez, Sylvie Villaume und Didier Guth einen Besuch ab, die in den Räumen des Kunstvereins Offenburg Mittelbaden ihre Ausstellung "Bis an die Grenze" aufbauen. Vernissage ist am Freitag, 16. November 2018, um 19.30 Uhr.
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Raymond E. Waydelich, Germain Roesz, me, Sylvie Villaume und Didier Guth (v.l.) |
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Gérard Vincent, Martin Sander, Raymond E. Waydelich, me, Andreas Friederichs (v.l.) |
Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau
Die Sendetermine stehen fest:
TV-Film: Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau, ARD, 5. & 12.12.2018, 20.15 Uhr
TV-Dokumentation: Aenne Burda – Die Königin der Kleider, ARD, 12.12.2018, 21.45 Uhr
TV-Film: Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau, ARD, 5. & 12.12.2018, 20.15 Uhr
TV-Dokumentation: Aenne Burda – Die Königin der Kleider, ARD, 12.12.2018, 21.45 Uhr
La vie est belle
Mädels, am Dienstag, 13. November, 19 Uhr, heißt es wieder LA VIE EST BELLE im #Schoellmanns! Anmelden nicht vergessen! info@schoellmanns.de oder Tel. 0781 9 19 49 99
Donnerstag, 8. November 2018
Druckfrisch! Aenne Burda – Kindheit und Jugend in Offenburg
Im Advent 2018 strahlt die ARD einen
neuen, zwei mal 90-minütigen Fernsehfilm über die
Wirtschaftswunderfrau Aenne Burda aus, dessen Drehbuch auf meiner
Aenne Burda-Biografie basiert. Im Vorfeld bekam ihr jüngster Sohn,
Verleger Dr. Hubert Burda, ein mehrere Hundert Seiten umfassendes
Manuskript mit persönlichen Erinnerungen Aenne Burdas in die Hand.
Berührt von ihren Erlebnissen als Eisenbahnertochter in der
Kleinstadt Offenburg, entschloss er sich zu einer Veröffentlichung.
„Meine Mutter kam nicht wie ich mit einem goldenen Löffel im Mund
zur Welt“, sagt er über die 2005 verstorbene „Königin der
Kleider“. Am 28. Juli 1909 als Anna Magdalene Lemminger geboren,
erlebte sie bis zu ihrer Volljährigkeit Kaiserreich, Ersten
Weltkrieg und Weimarer Republik. 1930 verlobte sich sich mit dem
jungen, aufstrebenden Unternehmer Dr. Franz Burda, 1931 folgte die
Hochzeit. Kurz vor ihrem 85. Geburtstag blickte die Gründerin von
„burda moden“, dem weltgrößten Modeverlag, auf ihre Kindheit
und Jugend in Offenburg zurück. Ihre aufgezeichneten Gespräche mit
Filmregisseur Uwe Brandner aus dem Jahr 1994 sind die Grundlage für
einen druckfrischen Band, der ab dem 21. November in Offenburger
Buchhandlungen zu erwerben ist. Die Original-Zitate wurden von mir
thematisch sortiert und einfühlsam redigiert.
Aenne Burda
Kindheit und Jugend in Offenburg
Persönliche Erinnerungen aus
Gesprächen mit Uwe Brandner
Zusammengestellt und überarbeitet von
Ute Dahmen
©
2018 Petrarca Verlag
ISBN 978-388978-151-2
9,80 Euro
Dienstag, 30. Oktober 2018
La vie est belle
Herzliche Einladung zu La vie est belle – ein Abend für Frauen im Schoellmanns am Dienstag, 13. November 2018, 19 Uhr. Freundinnen, Schwestern, Mütter, Töchter ... informieren und anmelden unter info@schoellmanns.de oder Tel. 0781 9 19 49 99. Wir freuen uns auf euch!
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Interview mit Gerhard, Gunnar & Grischa Lehmann
Dieses
Jahr feiern Lehmann Architekten 50 Jahre Bürogründung und 80 Jahre
Bürogründer. Aus diesem Anlass führte ich für eine Publikation
Interviews mit Gerhard Lehmann und seinen Söhnen Gunnar und Grischa. Da das Buch nicht zu erwerben ist, hier der 2. Teil des
Interviews: G. A. L. – Vater und Söhne
Lehmann üben nicht nur den gleichen Beruf aus, sie tragen auch
identische Initialen. Dabei steht das A. nicht für Architekt,
sondern für Andreas, Gerhard Lehmanns Großvater mütterlicherseits.
Mit Gerhard (Jahrgang 1938), Gunnar (Jahrgang 1971) und Grischa
Lehmann (Jahrgang 1974) sprach ich über den Traumberuf des
Architekten, Entwicklungen, Herausforderungen, Reglementierungen und
aktuelle Tendenzen.
„Uns verbindet das Interesse an innovativer Architektur“
Ute
Dahmen Gunnar, wann stand für Sie fest, dass Sie
Architekt werden?
Gunnar
Lehmann Das
war weniger ein Aha-Erlebnis, sondern ein sanfter Übergang. Meinen
ersten Ferienjob im Büro hatte ich bereits Anfang der 80er, als ich
für den „Mattenhof“ Hunderte von Blaupausen anfertigte. Da die
Entwicklung von Lichtpausen im Ammonikdampf erfolgte und von meiner
Mutter als gesundheitsgefährdend eingestuft wurde, musste ich dieses
Gastspiel frühzeitig beenden. Bis zum Abitur 1990 habe ich immer
wieder Büro-Luft geschnuppert. Meine Abschlussnote war gut, so dass
ich trotz Zulassungsbeschränkung sofort ein Architekturstudium an
der Technischen Hochschule Karlsruhe, heute KIT
(Karlsruher Institut für Technologie),
aufnehmen konnte. Rückblickend wäre ein Sportstudium sicherlich
eine Alternative gewesen: Turnen, Tennis, Fußball, Skifahren und
Snowboarden waren Disziplinen, die ich erfolgreich ausübte.
UD Gab
es Anfang der 90er in Karlsruhe Professoren-Persönlichkeiten wie
Egon Eiermann es zur Zeit ihres Vaters war?
Gunnar
L Begonnen
habe ich bei Arno Lederer, der frisch den Lehrstuhl für
Baukonstruktion und Entwerfen übernommen hatte. Er war von der
Postmoderne und der Architektur der 70er geprägt, lehnte aber
filigrane Stahl-Glas-Konstruktionen ab. Der bedeutendste
Hochschullehrer in Karlsruhe war damals der Niederländer Jo Coenen,
der Gebäudelehre und Entwerfen unterrichtete. Er war ein Schüler
von Luigi Snozzi, bei dem ich mein Erasmus-Jahr in Lausanne
absolviert habe. Zuvor war ich fünf Monate im „Atelier 5“ in
Bern. Der Siedlungsbau dieser bereits in den 50er Jahren gegründeten
Architektengemeinschaft galt als wegweisendes Beispiel nach dem
Zweiten Weltkrieg. Das „Atelier 5“ befasste sich mit Themen, die
auch für meine heutige Arbeit relevant sind: Wohnbebauungen, Bauen
in historischer Umgebung, institutionelle und Gewerbebauten. Um
Architektenpersönlichkeiten kennenzulernen, ging man in den 90er
Jahren ins Ausland.
Gerhard
Lehmann Luigi
Snozzi galt damals als Ikone.
UD Grischa,
was hat Sie bewogen, 1996 ein Architekturstudium zu beginnen?
Grischa
Lehmann Ich
kann mich an keine bewusste Entscheidung erinnern. Grundsätzlich
hatte ich vieles im Kopf und wollte etwas ganz anderes machen. Nach
dem Abitur 1994 absolvierte ich meinen Zivildienst, bei dem ich
feststellte, dass ein sozialer Beruf für mich nicht in Frage kommt.
Ich begann eine Lehre als Bauzeichner und beobachtete, dass mein
Bruder offensichtlich Spaß an seinem Studium hatte.
Gunnar
L Der
Architektenberuf wird einem ja auch immer als schöner Job verkauft.
Grischa
L
Du kannst kreativ arbeiten – aber auf einem konkreten Boden. Das
ist schon so.
Gunnar
L Dennoch
ist die Vorstellung von Außenstehenden bisweilen etwas verklärt.
Grischa
L Es
geht darum, etwas zu verdinglichen, ein Objekt in die Welt zu
schaffen. Wer glaubt, ein Architekt zeichnet und das Gebäude ist da,
irrt. So funktioniert die Realität nicht.
Gunnar
L Wir
haben in einer Phase studiert, in der ein regelrechter Run auf
Architektur bestand. Die Hörsäle waren voll.
UD Galt
Architekt in den 90ern als Traumberuf?
Gerhard
L Das
würde ich schon sagen. Auf einmal entdeckten Mädchen Architektur
als Kreativberuf.
Gunnar
L In
meinem Jahrgang waren 50 Prozent der Studierenden weiblich.
Gerhard
L Ich
erinnere mich an einen Vater, der für seine Tochter anrief, weil sie
gut malen und zeichnen konnte, aber nichts mit Mathematik am Hut
hatte. Er glaubte, das seien die besten Voraussetzungen. Was nicht
stimmt. Am Ende bedarf es eines klaren Kopfes. Gute Architektur
bedeutet viel Arbeit. Das wird total unterschätzt.
Gunnar
L Das
haben wir sicherlich nicht bewusst wahrgenommen, sonst hätten wir
uns vielleicht anders entschieden.
Gerhard
L Samstags
musste ich Gerti die Kinder abnehmen. Ich habe sie entsprechend
angezogen und auf Baustellen mitgeschleppt, wo sie im Erdaushub
spielten. Bevor's zurück ins Haus ging, haben wir uns in der Garage
umgezogen.
UD Das
hört sich nach einem früh vorgezeichneten Weg an. Sind Sie deshalb
auch wie Ihr Vater und Ihr Bruder nach Karlsruhe gegangen, Grischa?
Grischa
L Die
Technische Hochschule hatte einen guten Ruf und ich war in der Region
verwurzelt. An der Uni war ich schnell als kleiner Gunnar bekannt und
hatte sofort Kontakt zu den höheren Semestern. Ich galt als williger
Diplomhelfer, da ich tuschen konnte und kein Problem damit hatte,
Nächte durchzuarbeiten.
UD Was
waren Ihre persönlichen Schwerpunkte?
Grischa
L Ich
habe als Wissenschaftliche Hilfskraft für Henri Bava und Alban
Janson gearbeitet. Der Franzose Bava leitete das Fachgebiet
Landschaftsarchitektur, Janson lehrte die Grundlagen der Gestaltung.
UD Was
versteht man darunter?
Grischa
L Zusammenhänge,
Hintergründe, die Geschichte von Architektur und Gestaltung. Alles
Themen, für die in der Praxis wenig Zeit bleibt. An der Universität
kann man sich drei Monate mit einem Projekt befassen, im Büro...
Gerhard
L …
hast du drei Wochen. Geschwindigkeit ist notwendig, um Ergebnisse zu
erzielen.
Gunnar
L Ich
habe den theoretischen Part sicherlich vernachlässigt, das würde
ich heute anders machen.
Grischa
L Ich
habe das als Qualität gespürt. Ich saß gerne in der Bibliothek und
habe während des Studiums zwei, drei Bücher entdeckt, die mich
geprägt haben. Eines davon war von Aldo Rossi: „Die Architektur
der Stadt“. Darin lenkte er seinen Blick auf die traditionelle
europäische Stadt und kritisierte das modernistische Dogma, wonach
die Form aus der Funktion erwachse.
Gerhard
L Grischa
hat eine besondere Art, Dingen auf den Grund zu gehen. Ich selbst kam
aus der Praxis und hatte theoretische Defizite. Mit großem Interesse
verfolgte und verfolge ich deshalb alle Tendenzen.
Gunnar
L Ich
war bereits früh in die Praxis eingebunden. Bereits vor dem Studium
habe ich an einem Wettbewerb für eine Mehrzweckhalle in
Villingen-Schwenningen mitgearbeitet, bei dem wir den dritten Preis
erzielten. Das war eine gute Grundlage. Für einen Studenten war es
nobel, während der Semesterferien Entwürfe für Wettbewerbe
mitzugestalten und dabei Geld zu verdienen. Während des 5. und 6.
Semesters habe ich mich weniger an der Uni als im Büro engagiert.
Damals stand das Großprojekt „Kulturforum“ an.
Gerhard
L Ohne
die Jungs hätte ich mich vermutlich gar nicht an diesem Wettbewerb
beteiligt. Die Gebäude auf dem Ihlenfeldareal waren verrottet und es
hat fürchterlich gestunken.
UD Gunnar,
wann sind Sie offiziell ins Berufsleben eingetreten?
Gunnar
L Nach
meinem Diplom 1998 habe ich meinen Zivildienst absolviert und
parallel im Büro gearbeitet.
UD Wann
sind Sie eingestiegen, Grischa?
Grischa
L Meine
erste Mitarbeit war Ende der 90er am Kinder- und Familienzentrum
„David-Fuchs-Haus“ in Villingen-Schwenningen. Bevor ich im
Wintersemester 2003/04 mein Diplom schrieb, verbrachte ich noch
einige Monate in Barcelona. Ich hatte während des Studiums meine
heutige Frau Marion kennengelernt, die ebenfalls Architektin ist und
in Spanien ein Aufbaustudium absolvierte. 2004 habe ich direkt hier
angefangen, ich habe nie in einem anderen Büro gearbeitet.
Gerhard
L Deshalb
ist er so gut. Grischa hat ein tolles Diplom abgeliefert und uns alle
geschlagen.
Grischa
L Das
war aber das einzige Mal.
Gerhard
L Ich
wollte den Jungs nie vorschreiben, welcher Weg für sie sinnvoll oder
weniger sinnvoll ist, sondern habe mit Spannung beobachtet, wo sie
einmal landen. In einem anderen Büro? Grischa vielleicht an der
Hochschule?
Grischa
L Bei
der damaligen Schwemme an Architekten blieb keine große Wahl. Wenn
Kollegen hundert Bewerbungen schrieben, freuten sie sich bei drei
Absagen, dass überhaupt jemand reagierte. Die Entscheidung, in den
väterlichen Betrieb zu gehen, war deshalb pragmatisch. Ich wusste,
hier werde ich nicht in die Modellwerkstatt geschickt, sondern kann
verantwortlich gestalten.
UD Wenn
der Vater mit den Söhnen arbeitet, kann das auch zu Konflikten
führen, oder?
Gunnar
L Für
mich stand immer der Wille, etwas gemeinsam zu erarbeiten und dabei
zu lernen, im Vordergrund, unabhängig, ob es sich dabei um den
eigenen Vater handelt. Gegenseitiger Respekt bildet die Grundlage.
Unterschiedliche Ansätze dürfen nicht dazu führen, dass einer den
anderen abqualifiziert.
Gerhard
L Mir
war von vornherein klar, dass eine Zusammenarbeit nicht immer einfach
verlaufen würde. Jeder möchte ein Ergebnis nach seinen
Vorstellungen sehen und das kann nicht immer identisch sein. Die
Architektursprache ändert sich im Lauf der Zeit, aber was falsch
oder richtig ist, ist zu jeder Zeit falsch oder richtig. Allein über
schön oder hässlich lässt sich streiten. Diese Verständigung lief
bei uns immer problemlos.
UD Was
war Ihr erstes gemeinsames Projekt?
Gerhard
L Das
Verwaltungsgebäude für das Landratsamt in Freiburg, für das wir
einen 1. Preis erhielten, war für mich das Schlüsselprojekt.
Grischa war noch im Studium, konnte aber mitreden und musste die
Zeichen-Knochenarbeit übernehmen. Gunnar und ich fuhren nach
Wiesbaden, wo wir ein Verwaltungsgebäude von Herzog + Partner
besichtigten, einen Skelettbau aus Stahl, Glas und Beton, sowie nach
Kronberg, wo Schneider + Schumacher die „Braun“-Hauptverwaltung
mit einer Fassade entwickelt hatten, die wie ein Kastenfenster
funktionierte und Wärmeverluste im Winter und Überhitzungen im
Sommer verhinderte. Energieeffizientes Bauen wurde in den 90ern
erstmals thematisiert und es wurde mit verschiedenen Ansätzen
experimentiert.
Gunnar
L Uns
verbindet das Interesse an innovativer Architektur. Letztendlich
haben wir für das Landratsamt in Freiburg eine eigene Lösung
gewählt.
Gerhard
L Grischa
hat bei dem Entwurf gewaltig mitgeredet. Er ist von Natur aus etwas
bockig und hartnäckig.
Gunnar
L Ich
glaube, das sind wir alle.
Gerhard
L Ja,
das sind wir.
Gunnar
L Letztendlich
geht es immer darum, den Ehrgeiz für eine optimale Lösung zu
entwickeln. Um den gemeinsamen Einsatz, die Stunden und teilweise
auch die Nächte, die wir investieren.
Grischa
L Die
Arbeit meines Vaters besaß immer eine große Qualität, weil er
jedes Projekt ergebnisoffen und mit Freude angeht. Das haben
Generationen von Mitarbeitern erlebt und hat auch mich geprägt.
Anfangs möchtest du dich freischwimmen. Als ich die Fassade für das
Landratsamt gezeichnet hatte, musste ich mir anhören: Wir sind hier
nicht in Berlin! Mit der Zeit lernst du, Dinge anzunehmen.
Mittlerweile empfinde ich es als relaxed, mit Zweien zu arbeiten, von
denen du weißt, dass es keine Idioten sind.
UD Apropos
Berlin. Seit 2006 leben und arbeiten Sie in der Hauptstadt. Wie kam
es dazu?
Grischa
L Meine
Frau Marion kommt aus Schleswig-Holstein und konnte sich nicht
vorstellen, im Schwarzwald zu leben. Wir wohnten in Karlsruhe und ich
bin täglich ins Büro nach Offenburg gefahren. Die Überlegung, sich
beruflich zu verändern, fand ihre Antwort, indem 2005 eine
Ausschreibung für eine Schule mit Internat und Schulungszentrum des
Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung auf unserem Tisch lag.
Nachdem wir im Wettbewerb den 1. Preis erhielten, stand fest: Wir
müssen nach Berlin.
UD War
Ihnen damals klar, dass das ein Zehn-Jahres-Projekt werden würde?
Grischa
L Nein.
Baubeginn war 2006, zwei Jahre später beschloss das
Vertrauensgremium des Deutschen Bundestags, dass die Schulen des
Bundesnachrichtendienstes und des Verfassungsschutzes zusammengelegt
werden sollen. Der Entwurf wurde daraufhin angepasst, das Gebäude
2016 fertiggestellt.
UD Wie
viele Mitarbeiter haben Lehmann Architekten am Standort Berlin?
Grischa
L In
unserem Büro am Prenzlauer Berg arbeiten wir zu fünft. Für das
BND-Projekt sind über Monate Offenburger Mitarbeiter nach Berlin
gependelt. Aufgrund von Sicherheitsvorkehrungen war es nicht möglich,
neue Leute in das Projekt einzubinden.
UD Rechnet
sich ein Architekturbüro mit zwei Standorten?
Gerhard
L Wirtschaftlich
sicher nicht. Für den Input, ja. Die Berliner Architekturszene war
von jeher interessant.
UD Ein
aktuelles Beispiel?
Gerhard
L Der
1999 beschlossene Masterplan Museumsinsel unter der Federführung von
David Chipperfiled, der 2015/26 vollendet sein soll. Er begreift das
Ensemble der fünf historischen Bauten als inhaltliche Einheit und
respektiert gleichzeitig die Anatomie der Gebäude. Chipperfield ist
ein Glücksfall für Berlin.
UD Wie
stehen Sie zum Wiederaufbau des barocken Berliner Stadtschlosses, das
1950 gesprengt wurde?
Gunnar
L Wir
hätten es auch wieder aufgebaut, wenn wir den Wettbewerb gewonnen
hätten. Franco Stella, dessen Entwurf mit dem 1. Preis prämiert
wurde, hätte gar nicht zugelassen werden dürfen, da er nicht alle
Wettbewerbsbedingungen erfüllte.
Grischa
L Auf
die Frage, ob ein vernichtetes Gebäude rekonstruiert werden soll,
gibt es keine eindeutige Antwort. Die Wenigsten wissen, dass auch die
Frankfurter Paulskirche als nationales Symbol der Freiheit ein
Wiederaufbau ist. Sie wurde bei einem schweren Luftangriff im März
1944 zerstört und zum hundertsten Jubiläum der Nationalversammlung
im Mai 1948 wiedereröffnet. Deshalb gibt es von mir zum Berliner
Schloss weder ein Ja noch ein Nein. Ich stelle aber immer wieder
fest, dass die Architekten in der Hauptstadt extrem konservativ sind.
Gerhard
L Im
Vergleich zu Rom oder Paris ist Berlin eine junge Stadt, die an
historischer Bausubstanz wenig zu bieten hat. Umso mehr hängen die
Berliner an allem, was Geschichte transportiert.
Grischa
L Hinzu
kommt, dass die Fassaden privat finanziert werden.
Gerhard
L Das
Thema ist emotional besetzt. Wer Spenden sammelt, löst Begeisterung
aus, die Politik gerät unter Druck und irgendwann zahlt's der
Steuerzahler. Das war in Hamburg nicht anders. Das Projekt
Elbphilharmonie begann mit einer privaten Initiative und sollte die
Stadt 77 Millionen Euro kosten. Heute wird vom Senat eine Summe von
866 Millionen angegeben und die Hamburger sprechen nur noch über das
Ergebnis.
Grischa
L Immerhin
wurde das Gebäude im Gegensatz zum Berliner Flughafen
fertiggestellt.
UD Die
Elbphilharmonie wurde von den Basler Architekten Herzog und De Meuron
geplant, die international Erfolge feiern. Sind das die
Architekten-Stars von heute?
Gunnar
L Während
meines Studiums galt Günter Behnisch als Architektenpersönlichkeit.
Anfang der 70er hatte er Weltberühmtheit durch das Münchner
Olympiastadion erlangt, 1992 entwarf er den neuen Plenarsaal des
Deutschen Bundestags in Bonn. Später nahmen gewiss Herzog und De
Meuron oder der französische Architekt Jean Nouvel seine Rolle ein.
Für mich persönlich kann ich sagen, dass es kein berühmtes
Vorbild, sondern die tägliche Arbeit im Büro war, die mich geprägt
hat.
Grischa
L Wenn
ich mir die Bergstation Chäserrugg von Herzog und De Meuron aus dem
Jahr 2015 ansehe, entspricht die Holzkonstruktion dem
Forstausbildungszentrum „Mattenhof“, das mein Vater Ende der 70er
entworfen hat.
UD Für
das „Museum des 20. Jahrhunderts“ am Kulturforum in Berlin gingen
die Basler ebenfalls als erste Preisträger hervor. Würden Sie
Herzog und De Meuron als richtungsweisend bezeichnen?
Gunnar
L Es
gibt nicht eine Richtung. Heute ist alles möglich.
Gerhard
L Schon
Hans Scharoun hat gesagt, es wird keinen Baustil mehr geben. Die Zeit
der Baustile ist vorbei.
Gunnar
L Was
zählt, ist das Spektakuläre.
Gerhard
L Das
Spektakuläre ist das Einfache.
UD Die
aus dem Irak stammende und 2016 verstorbene Architektin Zaha Hadid
sorgte mit ihrer dekonstruktivistischen Formensprache für Aufsehen.
Spektakulär, aber gewiss nicht einfach ...
Grischa
L Hadid
hat in der freien Form Perfektion geleistet. Das bewegt, mehr aber
auch nicht und bleibt für mich ebenso banal wie Gebäude von Daniel
Libeskind.
Gerhard
L Das
ist der Bilbao-Effekt. Die Guggenheim Foundation hat einen Investor
gesucht und die Stadt, die bereit war zu investieren, hat den
Zuschlag erhalten. Das Museum von Frank O. Gehry wertet als
spektakulärer Bau den Ort auf.
Gunnar
L Diesen
künstlerischen Ansatz will ich nicht verwerfen, sofern die Skulptur
eine Funktion erfüllen kann. Allerdings bin ich der Ansicht, dass
diese Herangehensweise nicht allgemeingültig zielführend ist.
Gerhard
L Aus
meiner Sicht hält sich nur, was Solidität hat. Was macht eine Stadt
lebenswert? Ein Beweis ist das Kino in Offenburg, an dessen Zukunft
niemand geglaubt hat und das heute ein zentraler Treffpunkt inmitten
der Stadt ist.
UD Was
waren für jeden von Ihnen persönlich die wichtigsten Projekte?
Grischa
L Das
Gebäude für BND und Verfassungsschutz. Es war das erste Projekt,
das ich selbständig von Berlin aus geleitet habe. Ich war Anfang 30,
unbekannt und die Stadt ein Haifischbecken.
Gunnar
L Die
Verantwortlichkeit für Projekte der öffentlichen Hand wie die
Gewerblichen Schulen in Offenburg oder das Amtsgericht in Günzburg
und andererseits für Direktaufträge privater Bauträger wie das
„Kesselhaus“ in Offenburg, für das ich die Generalplanung
übernommen habe.
Gerhard
L Der
„Mattenhof“, die Haupt- und Realschule in Gengenbach, die heute
ebenso wie die Grundschule in Weier komplett verstümmelt ist. Das
„Kulturforum“ war sicherlich eine Herausforderung. Grundsätzlich
gilt, dass sich die Anforderungen im Lauf dieser fünfzig Jahre
verändert haben. Früher konntest du die Form eines Treppengeländers
selbst bestimmen, heute übernimmt das der Statiker.
Gunnar
L …
und die Unfallversicherung.
Gerhard
L Reglementierungen
verhindern vieles.
Gunnar
L Transparentes
Bauen wie ein Günter Behnisch es umsetzte, ist aufgrund des
Anspruchs auf Energieeffizienz heute nicht mehr möglich.
Bauphysikalische Überlegungen spielen ebenso eine Rolle wie die
Wartung von Gebäuden.
Grischa
L Wenn
man einen filigranen Ansatz hat, wird es schwierig. Allerdings
empfinde ich die Nachhaltigkeitsdiskussion als spannend. Was kann ich
heute bauen, ohne dass künftige Generationen ironisch Danke sagen?
Und der ökonomische Aspekt spielt natürlich auch eine Rolle.
Konservatives Mauerwerk ist nach wie vor die günstigste Lösung.
Wenn für die Fassade kein Geld mehr vorhanden ist, kommt Styropor
darauf und wird verputzt.
UD Wenn
Geld und Gesetzesvorgaben keine Rolle spielten – was würden Sie
bauen?
Grischa
L Mein
Traum war immer ein Hochhaus in Berlin.
Gerhard
L Und
jedes Stockwerk sieht gleich aus.
Grischa
L Ein
Turm? Oder ein Sakralbau? Oder eine Berghütte?
Gunnar
L Sich
selbst einen Ort schaffen, in einer Landschaft.
Grischa
L Ein
„Fallingwater“, wie es Frank Lloyd Wright in den 1930ern im Tal
des Youghiogheny River gebaut hat. Wenn man so ein Grundstück hätte
…
Gunnar
L Ein
Projekt, bei dem man sich voll und ganz auf die Sache konzentrieren
könnte, als ob man Architektur nicht als Beruf, sondern als Hobby
betriebe.
Grischa
L Andererseits
schätze ich es sehr, dass Bauen im Bestand eine so zentrale Rolle in
unserem Büro spielt. Ich empfinde es als dankbar, auf etwas Bezug
nehmen zu können. Unsere Aufgabe ist es, das Wesentliche an einem
bestehenden Gebäude zu erkennen und mit diesen Clustern zu arbeiten.
So kann zum Beispiel eine barocke Fassade aktuell wirken, ohne ihre
typische Anmutung zu verlieren. Für mich geht es nicht um die
Zuordnung einer bestimmten Zeit, sondern um das Spüren von
Zeitlosigkeit.
Gunnar
L Wenn
man auf diese Vielzahl unterschiedlichster Projekte in 50 Jahren
zurückblicken kann, weiß man, worauf man sich einlässt. Bei jedem
neuen Projekt stellt sich die Frage nach der angemessenen Antwort.
Und jede Herausforderung nehmen wir mit Freude an.
Freitag, 7. September 2018
Interview mit Architekt Gerhard Lehmann
Dieses Jahr feiern Lehmann Architekten 50 Jahre Bürogründung und 80 Jahre Bürogründer. Aus diesem Anlass führte ich für eine Publikation Interviews mit Gerhard Lehmann (Teil I) und seinen Söhnen Gunnar und Grischa Lehmann (Teil II). Da das Buch nicht zu erwerben ist, hier das interessante Interview über Architekturtendenzen in den vergangenen fünf Jahrzehnten, die Erfolgsstory von Lehmann Architekten und die Freundschaft zum Präsidenten des Deutschen Bundestags, Dr. Wolfgang Schäuble. Teil II folgt.
„Egon Eiermann hat mich am meisten beeinflusst“
Der 9. Februar ist ein besonders Datum für Gerhard Lehmann. Am 9. Februar 1938 wurde er nach drei Schwestern als lang ersehnter Nachfolger eines selbständigen Zimmerermeisters in Berghaupten geboren. Am 9. Februar 1968 gründete er in Gengenbach sein eigenes Architekturbüro. Anlässlich seines 80. Geburtstags und des 50-jährigen Bestehens von „Lehmann Architekten“ treffen wir uns in seinem Büro auf dem Offenburger Kulturforum, für dessen Entwurf er vor 25 Jahren als Gewinner eines international ausgeschriebenen Wettbewerbs hervorging.
Ute Dahmen Wann haben Sie Ihrem Vater verkündet, dass Sie seinen Betrieb nicht übernehmen wollen?
Gerhard Lehmann Das war nicht ich, sondern Professor Hermann Schilli, Gründer der Zimmerermeisterschule in Freiburg und des „Vogtsbauernhofs“. Ich selbst hätte mich das nie getraut. Nach Abschluss der Volksschule in Berghaupten, besuchte ich die Gewerbeschule in Offenburg und absolvierte eine Zimmermannslehre. Mit 18 Jahren ging ich an die Meisterschule, die Professor Schilli leitete. Er verstand meinen Wunsch, Architektur zu studieren und schlug mir vor, die zwei erforderlichen Vorsemester am Staatstechnikum in Karlsruhe zu belegen. Schilli kannte meinen Vater aus der Kriegsgefangenschaft und übernahm es, die Hiobsbotschaft zu überbringen.
UD Sie studierten von 1958 bis 1963 am Staatstechnikum, heute Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. Wie ging es nach dem Diplom weiter?
GL Ich trat meine erste Stelle im Architekturbüro von Günther Seemann an und besuchte nebenbei Vorlesungen von Egon Eiermann an der Technischen Hochschule.
UD Eiermann hat die deutsche Architektur der Nachkriegszeit geprägt und war auch als Person ein echter Typ. Wie haben Sie ihn erlebt?
GL Er war ein begnadeter Redner und der Hörsaal stets voll von Studenten verschiedener Fakultäten. Wir lauschten gebannt, wenn er auf die geometrische Strenge und Präzision in der Tradition Ludwig Mies van der Rohes pochte und über seinen Widersacher Hans Scharoun schimpfte, der in Berlin lehrte und bedeutendster Vertreter der organischen Architektur war. „Das ist technisch nicht sauber konstruiert“, kritisierte er.
UD Gab es neben den Antipoden Eiermann und Scharoun noch weitere bedeutende Architekten?
GL Ja, Sep Ruf in München, der den Kanzlerbungalow für Ludwig Erhard gebaut hat. Aber Egon Eiermann hat mich am meisten beeinflusst. Er hat damals die Deutsche Botschaft in Washington entworfen und den „Langen Eugen“ in Bonn. Gemeinsam planten Ruf und Eiermann den Deutschen Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel, der aus acht Bauten bestand, die schwebend durch Stege verbunden waren. Ich habe zu einer sehr interessanten Zeit studiert.
UD „Nachkriegsmoderne“ wird diese Periode heute genannt. Zu Recht?
GL Absolut. Die Baugeschichte hatte mit dem Barock aufgehört. Der Klassizismus wurde mit Ideologien verknüpft und danach gab es nur noch Historismus und Eklektizismus. Unsere Professoren hatten auf alles einen Hass und radikalisierten sich. Das war sicherlich ein Fehler, denn auch in der Zeit des Nationalsozialismus gab es gute Architektur. Doch viele Lehrer hatten persönliches Leid erfahren und konnten nicht objektiv sein.
UD Wurde dieser neue Stil als Zeitgeist oder richtungsweisend empfunden?
GL In den 1960ern war noch nicht klar, was sich durchsetzen würde. Egon Eiermann hatte sich intensiv mit dem Werk von Marcel Breuer und Mies van der Rohe beschäftigt und die Architekten auf Studienreisen in den USA kennengelernt. Beide konnten noch eine klassische handwerkliche Ausbildung vorweisen. Das ist vergleichbar mit einem Picasso, der alle seine Schaffensperioden aus einer altmeisterlichen Malweise entwickeln konnte. Eiermanns Erben kannten nur die Moderne und verfügten über kein Fundament. So verwundert es nicht, dass die Postmoderne die sich Anfang der 1980er Jahre in der Bundesrepublik durchsetzte, nur zehn Jahre dauerte.
UD Dafür stehen die Villenbauten Egon Eiermanns in Baden-Baden unter Denkmalschutz und seine Möbel gelten als Klassiker.
GL Ja, sein Wohnhaus will niemand kaufen, weil nichts verändert werden darf. Eiermann ließ seine Studenten nicht nur Möbel, sondern auch Särge oder Latzhosen gestalten. Das hat geprägt. Die Möbel für meine erste Wohnung habe ich selbst entworfen und besitze heute noch Stühle aus dieser Zeit.
UD Erinnern Sie sich an Ihre ersten Projekte im Architekturbüro Seemann?
GL Ja, das waren das Gymnasium in Eberbach, das Kongresshaus Baden-Baden und das Wellenbad Rappenwört in Karlsruhe. Ich habe in der Wettbewerbsabteilung gearbeitet.
UD Und wann kam Ihnen der Gedanke, sich selbständig zu machen?
GL Das ist eher einem Zufall zu verdanken. Ich war kein zielstrebiger Mensch und mit meiner Arbeitsstelle zufrieden. Am Wochenende fuhr ich nach Gengenbach, um Fußball zu spielen und wegen der hübschen „Vorbeck“-Schülerinnen. Da sprach mich eines Tages Charlie Peng an, so wurde Architekt Karl Suhm von allen genannt. Bürgermeister Erhard Schrempp hatte die Vision von einer Freizeitanlage „Schneckenmatt“ mit Stadthalle und Hallenbad, für die ein großer Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde. Suhm bat mich um Unterstützung und da ich nach einer Mandeloperation 14 Tage krank geschrieben war, sagte ich zu. Wir landeten auf dem vierten Platz. Bald darauf folgte eine Ausschreibung für die Grundschule „Krähenäckerle“ und ich übernahm die komplette Planung für Karl Suhm im Büro von Günther Seemann. „Wenn ich den Wettbewerb gewinne, mache ich mich selbständig“, unkte ich, denn ich glaubte nicht an einen Sieg. Mitte der 60er Jahre erlebte die Bundesrepublik ihre erste Rezession, die Steuereinnahmen gingen zurück und ich davon aus, dass die Stadt nicht in einen modernen, teueren Schulneubau investieren würde.
UD Sie haben den ersten Preis gewonnen und sich sofort selbständig gemacht?
GL Der Wettbewerb war 1967 und am 9. Februar 1968 habe ich im eigenen Büro in der Gengenbacher Bahnhofstraße mit meinen Karlsruher Kumpels gefeiert. Das Gebäude war 1897 als Forstamt gebaut worden und ich nutzte es zur Hälfte als Büro und zur Hälfte als Wohnung.
UD Haben Sie damals alleine gearbeitet?
GL Ja und ich erinnere mich noch an den ersten Wettbewerb, den ich unter meinem Namen gewonnen habe: Das war die Grund- und Hauptschule mit Turnhalle in Offenburg-Weier. Es folgten eine Schule und ein Pfarrheim in Bad Rippoldsau-Schapbach. Mit der Zeit brauchte ich Unterstützung. Herbert Suhm hat für mich den Schreibkram erledigt und Harald Kerker, den ich vom Studium kannte, kam als Architekt. Später waren wir im Gengenbacher Büro ein Team von fünf bis zehn Leuten.
UD Wann haben Sie Ihre Frau kennengelernt?
GL Das war 1969. Gerti hatte als Lehrerin in Rheinfelden gearbeitet und absolvierte am Fachseminar in Gengenbach, der „Strickschule“, wie sie despektierlich genannt wurde, eine zweite Ausbildung. Wir heirateten 1970, 1971 kam Gunnar zur Welt, 1974 Grischa.
UD Was waren Ihre beruflichen Projekte in den 70er Jahren?
GL Eines, über das ich ungern spreche, ist die „Volksbank“ im historischen Stadtkern von Gengenbach. Sie wurde abgerissen und nach altem Vorbild wieder aufgebaut. So hat man sich Denkmalschutz in den 1970er Jahren vorgestellt. Die einzige Neuerung waren die Arkaden, für die ich das Rathaus aus dem Jahr 1784 zum Vorbild genommen habe. Für einen Eiermann-Schüler war das eine Todsünde. Wir hatten eingetrichtert bekommen, Altes abzureißen und neu zu bauen, aber nicht im Sinne des Historismus!
UD Dafür hat Ihr modernes Wohnhaus mit Tanzstudio Stay 1974 für Furore gesorgt.
GL Und es galt Widerstände zu überwinden. Es gab einen Bebauungsplan für das Neubaugebiet in der Carl-Isenmann-Straße am Nollen in Gengenbach, dessen wesentliche Vorgaben ich eingehalten hatte, doch die Architektursprache meines Entwurfs war völlig ungewohnt und die Mitglieder des Gemeinderats und Bauausschusses schwer zu überzeugen. Künftige Anwohner protestierten gegen den Bau, weil sie angeblich Ruhestörung durch das Tanzstudio befürchteten, in Wirklichkeit ging es um das Erscheinungsbild.
UD Wie bewerten Sie das Beton-Haus im Rückblick?
GL Für mich ist das Stay-Haus noch immer ein sehr gutes Wohnhaus, in das ich auch heute einziehen würde. Nach knapp 45 Jahren befindet es sich fast noch im Original-Zustand. Das Atriumhaus ist von außen nicht einsehbar und verfügt über einen schönen, hellen Innenhof. Das Dach ist eine Holzkonstruktion aus zwei gegeneinander gestellten Pultdächern. Einzige Schwäche ist die unzureichende Dämmung. Darüber hat man sich damals keine Gedanken gemacht, der Liter Heizöl kostete acht Pfennige.
UD Für sich und Ihre Familie bauten Sie zehn Jahre später ein Holzhaus. Wie kamen Sie vom Beton zum Holz?
GL In den 1980ern bestand eine allgemeine Aversion gegen Beton, er wurde regelrecht verteufelt. Ich wollte ein gesundes Haus bauen. Meine Frau Gerti hatte mich über das Thema gesunde Ernährung angesteckt und ich sagte: „Wir bauen ein Müsli-Haus.“ Holzhäuser an sich waren nichts Neues, doch bis dato wurden sorglos giftige Holzschutzmittel eingesetzt. Jetzt wurde erstmals biologisches Bauen thematisiert. Am Besten sollten nur Bäume verwendet werden, die im Dezember bei Vollmond geschlagen wurden.
UD Das ist ein Witz, oder?
GL Nein. Im Winter ist das Wachstum unterbrochen und das Holz zieht kein Wasser mehr. Für mich war das konsequent. Zum einen kam ich aus einem Zimmererhaus, zum anderen hatte mein Freiburger Professor Schilli sich intensiv mit traditionellen Schwarzwaldhäusern befasst. Für unser Haus wurde kein Gramm Material verwendet, das aus synthetischen Stoffen bestand. Für das Mauerwerk kam Kalkmörtel, für die Fußböden Bienenwachs zum Einsatz. Aus heutiger Sicht war das sicher zu extrem.
UD Hatten Sie Ihr Vorbild Egon Eiermann aus den Augen verloren?
GL Nein, ganz im Gegenteil. Schließlich handelte es sich um einen konstruktiven Holzbau, der bis ins kleinste Detail den Vorstellungen Eiermanns entsprach. Nach dem gleichen Prinzip habe ich das „Forstliche Ausbildungszentrum Mattenhof“ und das Freibad in Gengenbach sowie das Bürgerhaus in Seelbach geplant, alles konstruktive Holzbauten. Die Haupt- und Realschule in Gengenbach, die zeitgleich entstand, ist ein Stahlbau. Von allen meinen Projekten hat es sicherlich den stärksten Bezug zu Eiermann. In den Vorlesungen hatte er 1965 einen Auftrag von der IBM Deutschland GmbH thematisiert: eine Planungsstudie für den Neubau einer Hauptverwaltung in Stuttgart. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble basiert auf einem Stahlrahmen mit Stahlbetonsockel. Die Gengenbacher Schule wollte ich unbedingt in Stahl. Ich konnte mich durchsetzen, da die Offenburger Firma Stahlbau Müller sozusagen vor Ort war, mehrfach für Egon Eiermann gearbeitet hatte und dieser das Verwaltungsgebäude von Müller entworfen hatte. Für mich war Stahlbau Müller ein toller Partner mit großem Know-how. Mittlerweile wurde die Schule allerdings saniert und sieht hässlich aus.
UD Beton, Holz oder Stahl – was macht gute Architektur aus?
GL „Das Noble an der Architektur ist das Detail“, pflegte Egon Eiermann zu sagen. Der Anspruch, etwas Nobles zu machen, liegt im Handwerklichen. Ich halte es mit Mies van der Rohe, der befand: „Architektur muss stärker sein als die Funktion.“ Unser Büro auf dem Kulturforum war früher ein Dachstuhl. Die Konstruktion ist nicht nur ein notwendiges Übel, sondern muss formvollendet sein. Gute Architektur ist zeitlos. Die Arbeiten von Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier und Frank Lloyd Wright haben Bestand.
UD Ihr Büro ist modern und in einem historischen Gebäude auf dem Offenburger Kulturforum untergebracht, das 1891 als kaiserliche Kaserne errichtet wurde. Wie war Ihre Herangehensweise an die Transformation des wilhelminischen Ensembles?
GL Als junger Architekt habe ich 1985 die Sommerakademie bei Karljosef Schattner in Eichstätt zum Thema „Bauen in historischer Umgebung“ besucht. Er engagierte damals international bekannte Architekten aus dem Tessin als Referenten, darunter Luigi Snozzi, bei dem mein Sohn Gunnar dreißig Jahre später an der EPFL in Lausanne studiert und in dessen Zweitbüro gearbeitet hat. Schattner forderte einen klaren und sensiblen Umgang zwischen Altem und Neuem und setzte Maßstäbe in der Architektur. Er war Vorsitzender des Preisgerichts für die Neugestaltung des Reichstags in Berlin, die Norman Foster umsetzte. Um- und Anbauten im Bestand habe ich bei ihm gelernt. Er war auch Preisrichter am Kulturforum.
UD Egon Eiermann hat mit dem Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche neben der Ruine des alten Hauptturms ebenfalls neu und alt verbunden…
GL Ja, er musste sich nicht verstecken und Schattner hat sich gewiss an ihm orientiert. Ich habe als Student den Kirchenneubau am Breitscheidplatz ebenso verfolgt wie das Entstehen von Scharouns Neuer Philharmonie und später Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie in Tiergarten.
UD Gab es weitere Einflüsse?
GL Ein Vorbild und auch Vaterfigur war Professor Horst Linde von der Technischen Hochschule Stuttgart. Er verstand es, das Erbe vergangener Jahrhunderte behutsam mit der Moderne zu verbinden. Ich lernte ihn 1967 als Preisrichter für die Freizeitanlage „Schneckenmatt“ kennen und hielt bis zu seinem Tod 2016 einen engen Kontakt. Ich erinnere ein Mittagessen bei uns mit Horst Linde und Günther Seemann, meine Buben waren noch klein und saßen mit am Tisch. Linde hatte bei Seemanns Stiefvater Hans Detlev Rösiger studiert und erzählte von Zeiten, in denen im Büro noch Nachmittagstee getrunken und aus einem Buch vorgelesen wurde. Man konnte den Eindruck gewinnen, ein Architektenleben sei gemütlich.
UD Ist es nicht?
GL Da müssen Sie die Jungs fragen! Alle unsere Reisen, abgesehen vom Skiurlaub, wurden auf architektonisch interessante Ziele abgestimmt und die Kinder, als sie noch kleiner waren, mit Eis bestochen. Wir besuchten das Museum Abteiberg von Hans Hollein in Mönchengladbach, für dessen Planung erstmals eine schöne Aussicht und eine Cafeteria Bedeutung hatten. Es wurde zum Vorbild für Bauten von Richard Meier oder Renzo Piano. Das Louisiana Museum of Modern Art in Dänemark hat mich mit seinen modernen Anbauten an eine alte Patriziervilla ebenso beeindruckt. Zu unserem 25. Hochzeitstag fuhren Gerti und ich mit den Kindern nach Ronchamp, um die Kapelle Notre-Dame-du-Haut von Le Corbusier zu besichtigen. Ich war dort als Student Anfang der 60er Jahre und von der Stimmung des Innenraums beeindruckt gewesen.
UD Die äußere Form der Kapelle, die an ein Schiffsbug erinnert, entspricht keiner klaren Konstruktion im Sinne Eiermanns.
GL Nein, für mich ist das eine tolle Plastik. Das scheinbar schwebende Dach und das in den Raum gelenkte Licht sind imposant.
UD Ihre Frau teilt Ihre Liebe zur Architektur, wenn sie sogar Ihren Hochzeitstag mit Ihnen in Ronchamp verbringt?
GL Gerti habe ich es zu verdanken, dass diese fünf Jahrzehnte so gut gelungen sind. Sie war stets genauso interessiert wie ich, hat mir viele Freiheiten gelassen und mich beruflich immer unterstützt. Ich war ja dauernd unterwegs und kann mich überhaupt nicht erinnern, die Kinder erzogen zu haben. Sie ist noch heute der Chef zu Hause.
UD Seit 2011 leben Sie in Offenburg, bereits 1988 verlegten Sie Ihr Büro von Gengenbach nach Offenburg. Warum?
GL Zum einen lag mir das Thema Denkmalpflege in Gengenbach noch immer schwer im Magen. Wir haben damals den Winzerhof umgebaut und etwas Neues in den historischen Bestand einzufügen, galt als unmöglich. Zum anderen erhoffte ich mir neue Auftraggeber. Zu meinem 50. Geburtstag waren wir im neuen Büro in der Villa Simmler, die 1886 für den Maler und Bildhauer Franz Simmler errichtet worden war. Die Presse schrieb damals: „Lehmann flüchtet aus Gengenbach“.
UD War dem so?
GL Nein, natürlich nicht. Und bis vor wenigen Jahren war Gengenbach ja auch noch unser Lebensmittelpunkt. Erst in den 2000er Jahren haben wir uns mit Freunden für ein Bauherrenmodell in Offenburg entschieden.
UD Zu den Freunden zählt der Präsident des Deutschen Bundestags, Dr. Wolfgang Schäuble. Wie haben Sie sich kennengelernt?
GL Das war vor Jahrzehnten auf einem Parteitag in Sindelfingen. Wolfgang Schäuble war mit dem Zug aus Bonn gekommen und suchte eine Mitfahrgelegenheit nach Offenburg.
UD In den 70er Jahren haben Sie sein Wohnhaus in Gengenbach gebaut.
GL Ja. Schäubles wohnten damals in einem Reihenhaus in Offenburg und er bat mich, auf der Suche nach einem Grundstück in der Ortenau behilflich zu sein. Ich wurde fündig in Gengenbach, wo in einem Jugendstilhaus in der Schwedenstraße zuletzt eine Tochter von Kurst Eisner gelebt hatte. Eisner war der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern, der 1919 infolge eines Attentats starb. Nach dem Mord flüchtete seine Frau Else, Tochter des Rammersweierers Joseph Belli, der in Zeiten der Sozialistengesetze sozialistische Literatur von der Schweiz nach Deutschland geschmuggelt hatte, mit den Kindern Freia und Ruth von Dorf zu Dorf, bis sie sich 1920 im „Haus an der Stirn“ in Gengenbach niederließen. 1933 emigrierte die Familie, Else nahm sich 1940 in Frankreich das Leben, Ruth studierte Medizin in der DDR und Freia kehrte 1948 nach Gengenbach zurück. Sie kam in einer Notunterkunft unter, da die Gestapo das so genannte Berghäusle 1939 beschlagnahmt und verkauft hatte. Erst 1961 konnte sie wieder einziehen und lebte dort bis zu ihrer Übersiedelung in die DDR 1975. Ich nahm mit einem Lörracher Anwalt, der das Anwesen verwaltete, Kontakt auf, doch es sollte nicht veräußert werden, so dass wir für Wolfgang Schäuble ein Alternativgrundstück suchten. 1981 meldete sich eben jener Anwalt bei mir, dass das Objekt nun doch zu verkaufen sei. Erst jetzt erfuhr ich, dass die Schwestern das Haus der Kommunistischen Partei vermacht hatten. Man stelle sich vor, Wolfgang Schäuble hätte es gekauft! Wir errichteten an dieser Stelle unser Holzhaus.
UD Nicht minder geschichtsträchtig ist das ehemalige Ihlenfeldareal und heutige Kulturforum in Offenburg, das wir bereits angesprochen haben. Wie kam es zu dem Auftrag?
GL 1993 hatte die Stadt Offenburg sechs internationale sowie nationale Büros eingeladen, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Auf dem ehemaligen Kasernengelände sollten 100.000 m³ umbauter Raum neu gestaltet werden. Unser Wettbewerbsteam entwickelte einen Entwurf, der 20 Prozent Neubauten vorsah. In Verbindungsgebäuden, die als Stahlbetonkonstruktionen mit Stahl-Glas-Fassaden entworfen wurden, sollte die Infrastruktur untergebracht werden. Bei den Bestandsgebäuden wurde die Erhaltung der denkmalgeschützten Außenfassaden vorgesehen. Die Reithalle, die einst als Exerzierhalle gedient hatte, war zwischenzeitlich umgebaut und als Lager genutzt worden. Wir planten, sie auf ihre ursprünglichen Maße zurückzuführen und Technik und Toilettenanlage in das Untergeschoss zu verlegen. Die Fenster waren eine Herausforderung, da trotz der angrenzenden, viel befahrenen Moltkestraße eine gute Akustik gewährleistet sein musste. Als Lösung sahen wir moderne Kastenfenster vor. In unserer Planung verzichteten wir radikal auf historisierende Formen und gewannen den ersten Preis.
UD Das ist jetzt 25 Jahre her. Wie lange hat die Umgestaltung des Areals gedauert?
GL Baubeginn war 1994, der erste Bauabschnitt wurde 1997, der zweite im Jahr 2000 und der dritte und letzte 2007 fertiggestellt. Wir bezogen unser Büro 1997.
UD Die Konversion der ehemaligen französischen Kaserne war mit 48 Millionen Gesamtkosten das größte Hochbauprojekt der Stadt Offenburg in den vergangenen Jahrzehnten. Erfüllt Sie das mit Stolz?
GL So übel ist es gar nicht geworden. Grundsätzlich vertrete ich die Auffassung, dass man in einer Stadt in der Lage sein sollte, Gebäude ihrer Zeit zuzuordnen. Das ist uns auf dem Kulturforum gelungen.
UD Ebenso erfolgreich haben Sie Ihre Nachfolge geregelt. Ihre Söhne Gunnar und Grischa haben beide Architektur studiert und gehören seit vielen Jahren dem Team von „Lehmann Architekten“ mit den Standorten Offenburg und Berlin an. Basiert diese glückliche Entwicklung auf väterlichem Druck oder freiem Willen?
GL Da fragen wir sie am besten selbst!
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