Mittwoch, 24. Juni 2015

Purple Schulz


Ich freue mich sehr über das positive Feedback von Purple Schulz auf mein Buch "Demenz – Mein Vater und die Gummi-Ente". Für ein Kapitel habe ich Purple ("Verliebte Jungs") interviewt. Er wirbt sehr für mehr Verständnis für Menschen mit Demenz und sagt: "Liebe ist das Allerwichtigste!"

"Ich habe das Buch jetzt auf der letzten Tour verschlungen und muss ein großes Kompliment machen: einfach toll. Vor allem, weil es mit so viel Respekt vor allen Beteiligten geschrieben ist. Es ist ein Buch, das Mut macht. Das zeigt, dass man mit seiner oft so schwierigen Situation als mitunter verzweifelnder  'Angehöriger' nicht alleine da steht. Es lenkt den Blick endlich mal in die richtige Richtung und führt uns rein in die Welt von Menschen mit Demenz. Ein Buch, das Kraft gibt."

Montag, 22. Juni 2015

Ausstellung letztmals geöffnet


Am Samstag, 27. Juni 2015, ist die Ausstellung DER SENATOR UND FESSENBACH in der Kunstkammer des Schlössles letztmals von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Um 11.30 Uhr gibt es eine Lesung und die Burda Betriebskapelle spielt.


Senator Burda Str. 21 | 77654 Fessenbach

Samstag, 20. Juni 2015

VOYAGE


Großartige Vernissage mit Raymond E. Waydelich bei hausundso in Offenburg. 
Die Ausstellung "Voyage" ist noch bis zum 31. Juli zu sehen. 
Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 13 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0781 9190891
hausundso
Moltkestr. 14
77654 Offenburg



Montag, 15. Juni 2015

Hommage an Senator Dr. Franz Burda


Vorwort aus der Publikation "Der Senator und Fessenbach" –
mit Auszügen aus den unveröffentlichten Memoiren Franz Burdas:

"Wenn ich gegen Mittag den Betrieb verlasse und die Schranke an der Pforte hinter meinem Wagen niedergeht, dann weiß die ganze Belegschaft, wo ich zu finden bin. Inmitten der Rebzeilen, die sich wie ein grafisches Muster den Sonnenhang hinauf ziehen, schöpfe ich das ganze Jahr über Kraft für meinen Beruf und was mich an sonstigen Nebenaufgaben erwartet."

Diese Zeilen schreibt Senator Dr. Franz Burda 1979. Er ist 76 Jahre alt und sitzt an einem blanken Holztisch in seiner "Franzensstube" in Fessenbach. Gerne kehrt er, während seiner Spaziergänge durch die Reben, hier ein und bittet Blanka Fey, die Fenster putzt oder Vorbereitungen für den Abend trifft: "Blanka, schenke Sie mir ä Gläsle Franzensberger ein!" Heute hat er Papier und Stift dabei, weil er beschlossen hat, seine Memoiren niederzuschreiben. "Mit Doktorhut und Druckerschwärze" titelt Franz Burda sein mehrhundertseitiges Manuskript, das nie veröffentlicht wird. Das Kapitel über Fessenbach ist eine Liebeserklärung an den Weinort und erinnert schöne Stunden im Leben des Senators. Fotos aus dem Burda-Archiv und privaten Fotoalben von Blanka Fey, die mehr als dreißig Jahre die Seele der Franzensstube war, Salvatore Scimone, der fast ebenso lange hier gekellnert hat, und Ernst Birsner, dreißig Jahre lang Burda-Versuchsküchenchef und Maître de Cuisine bei den legendären Jagdessen, dokumentieren eine glückliche Zeit. Mit Engagement unterstützte Ernst Birsner die Vorbereitungen für dieses kleine Buch, bevor er am 23. Mai 2015 starb. Er ist Teil einer Geschichte, die allen, die sie erlebt haben, unvergessen bleibt: Feuchtfröhliche Stunden, Stubenmusik mit Kurt Neuschütz und Josef Matschy an Akkordeon und Zither, Ivan Rebroff, der singt, Aenne Burda, die mit Berthold Beitz tanzt, Franz Josef Strauß, der schunkelt, Walter Scheel, Max Schmeling, Heinz Sielmann, Peter Alexander, Mireille Mathieu… alle feiern sie in der Franzensstube, über die der Senator 1979 notiert:

"Hier verbringe ich die glücklichsten Stunden des Tages. Hier ist der Ort, an dem ich zu mir selbst finde. Und hierher, wo mir ein sanfter Luftzug vom Schwarzwald, die Bilder der Vergangenheit vogelleicht zuträgt, ziehe ich mich zurück, die Geschichte meines Lebens niederzuschreiben."


Ute Dahmen

Der Senator und Fessenbach


Hundert geladene Gäste feierten mit Hubert, Frieder und Franz Burda in der Kunstkammer des Fessenbacher Schlössles die Eröffnung der Ausstellung "Der Senator und Fessenbach". Ende der 50er Jahre hatte Franz Burda das Land um das Seebach'sche Schlösschen gepachtet, Reben angepflanzt und freute sich seither als Weinbergbesitzer an seinem Franzensberger. In der Franzensstube in Fessenbach feierte er seine legendären Jagdgesellschaften mit Franz Josef Strauß, Max Schmeling, "Krupp"-Manager Berthold Beitz, aber auch Mireille Mathieu, Peter Alexander und Ivan Rebroff waren zu Gast, wenn Jupp Matschy an der Zither und Kurt Neuschütz auf dem Akkordeon Weaner Lieder spielten.
Das "Reblaus Trio" aus Traunstein sorgte für großartige Stimmung, es gab Bibiliskäs und Wurstsalat vom "Sieferle", Schnitzel aus der "Linde" – und natürlich Franzensberger….
Über "sein" Fessenbach sagte Franz Burda, der 1968 das Schlössle erworben hat: „Hier verbringe ich die glücklichsten Stunden des Tages. Hier ist der Ort, an dem ich zu mir selbst finde." Zur Ausstellung erschien ein kleines Buch mit Auszügen aus den unveröffentlichten Memoiren des Senators, das ich im Auftrag von Hubert Burda konzipiert habe.

Die Ausstellung ist am 20. und 27. Juni jeweils von 11 bis 14 Uhr geöffnet.

Dienstag, 9. Juni 2015

VOYAGE



Das Auto ist beladen mit Originalen, Zeichnungen und Radierungen von Raymond Waydelich für seine Ausstellung "Voyage" in Sonja Vogels Galerie artundso am 18. Juni 2015 in Offenburg. Vernissage ist um 19 Uhr. Bitte unbedingt anmelden unter info@hausundso.de

Montag, 8. Juni 2015

Paul Sahner ist tot


Ich bin geschockt und traurig. Paul Sahner ist tot. 
Für mein "Demenz"-Buch hat er mir noch ein wunderbares Interview gegeben, in dem er sehr liebevoll über seine Mutter und deren Abschied sprach.

Lieber Paul, ich wünsche dir, dass du bei den Engelein bist!


Engelein, ich komme!

"Bunte"-Journalist und Autor Paul Sahner (70) schwärmt von seiner Mutter Elisabeth. Für ihn war sie "emanzipiert im Rahmen dessen, was damals möglich war, tough, aber lieb". Ihre letzten Lebensmonate verbrachte die Marianerin in einem katholischen Altenpflegeheim, wo sie 2002 im Alter von 88 Jahren starb. Elisabeths Abschied hinterließ bei ihren Lieben ein Lächeln.

Es war der Vorabend des 11. Septembers 2001 und Paul Sahner saß in Reinhold Beckmanns Talkshow in Hamburg. Sein "Bunte"-Artikel über die "ausgelassenen Wasserspiele" von Verteidigungsminister Rudolf Scharping und dessen Freundin Kristina Gräfin Pilati-Borggreve auf Mallorca hatte Wellen geschlagen. Während der Aufzeichnung klingelte sein Handy, seine Schwester Brigitte war dran: "Paul, wir müssen Mutti ins Stift bringen. Sie kann nicht mehr alleine wohnen." 
Mit der ersten Maschine flog Sahner am nächsten Morgen nach Paderborn, die Gedanken bei seiner Mutter. Stets war Elisabeth die "gute Seele der Familie" gewesen. Tochter eines selbständigen Handwerkers, der in Bockum-Hövel in Tapeten, Farben, Lacke machte, verheiratet mit einem einfachen Beamten, der sich zum Obersteuerrat hochgearbeitet hatte. "Wir konnten uns keine großen Sprünge erlauben, aber wir hatten immer ein gutes Leben", erinnert sich Paul und erzählt von sonntäglichen Spaziergängen und Wanderungen. Sowohl Mutter als auch Vater waren sehr gläubig und hätten es gerne gesehen, wenn ihr Jüngster und Stammhalter Priester geworden wäre. Andererseits hat er auch als People-Journalist stets ein offenes Ohr für seine Mitmenschen. 

"Ich bin kein religiöser Mensch", sagt Paul, doch gemeinsam mit seinen zwei Schwestern und Ärzten entschied er jetzt, dass Elisabeth in ein katholisches Pflegeheim umzog. Seit dem frühen Tod ihres Mannes hatte sie alleine gelebt, zwar nur hundert Meter von Tochter Brigitte entfernt, doch immer öfter passierte es, dass sie vergaß, den Elektroherd auszuschalten oder sich mit anderen kleinen Schusseligkeiten selbst gefährdete. "Sie wurde ein bisschen tüttelig", beobachtete Sahner. 

Die Kinder richteten ihr Zimmer mit Lieblingsstücken von zu Hause ein: Sessel, Kommode, Leselampe, Bilder an den Wänden. Elisabeth fühlte sich sofort wohl in dem schönen Haus mit Park und den "entzückenden Leuten". Sie selbst war mit ihrer guten Laune ein "kleiner Sonnenschein". Jeden Abend, als sie noch zu Hause war, spielte sie vor dem Zubettgehen Klavier, Smetana, Bach und religiöse Stücke. Am liebsten waren ihr die Marienlieder. Die Muttergottes war für Elisabeth der Inbegriff einer starken Frau. 

Wenn Paul sie besuchte, musste er von Mal zu Mal feststellen, dass es ihr, die die Dinge stets klar auf den Punkt gebracht hatte, immer weniger gelang, Gedanken aneinander zu fügen. Nur eines war ihr noch wichtig: "Paulus", sagte sie, du bist der einzige Mann in der Familie, du musst darauf achten, dass ihr Geschwister euch nicht kabbelt." Bei seinem Versprechen lächelte sie. "Wir sind ein Herz und eine Seele", beschreibt Sahner das Verhältnis zu seinen Schwestern Brigitte und Renata.
Als Elisabeth nicht mehr sprechen konnte, sah er mit ihr alte Fotoalben an. "Wer ist das?" fragte er und deutete auf ein Hochzeitsfoto seiner Eltern. Traurig schüttelte sie den Kopf. "Dein Sohn?" fragte er. Wieder Kopfschütteln. "Dein Bruder?" Kopfschütteln. "Dein Mann?" "Mmm", bejahte Elisabeth und lächelte. Weiter: "Wie heißt dein Mann?" Kopfschütteln. "Karl?" Der Kopf ging nach links und nach rechts. "Anton?" Wieder keine Zustimmung. "Walter?" Ein Lächeln und ein Nicken. "Lachen konnte sie nicht mehr", sagt Paul Sahner, "aber wunderschön lächeln."

Am 17. April 2002 bekam er wieder einen Anruf von Brigitte, diesmal war er zu Hause in München: "Du musst dringend kommen! Es ist was mit Mutti." Paul war nicht dabei, als seine Schwestern an ihrem Bett standen. "Es war ein Wunder", glaubt er. Elisabeth, die monatelang kein Wort mehr von sich gegeben hatte, begann laut und deutlich zu singen: "Gegrüßet seist du Königin", "Maria Maienkönigin", "Maria breit den Mantel aus"… Sie sang. Voller Freude und Inbrunst. Die Lieder, die sie als Mädchen gelernt und die ihr irgendwann in Fleisch und Blut übergegangen waren. Sie kannte jedes Wort, jede Zeile. Brigitte benetzte die trockenen Lippen der Mutter mit Wasser. Elisabeth dankte ihr mit einem strahlenden Lächeln: "Guck mal, Brigittchen!" rief sie. Und dann, glückselig: "Engelein! Juhu! Ich komme!"

"Sie sah so friedlich aus", sagt Paul. Er legte sich neben sie, streichelte ihr Gesicht, ihre Hände, sprach mit ihr. Obwohl die Mutter bereits vor Stunden die Augen geschlossen hatte, ist er überzeugt, dass sie noch verstand, was er ihr zu sagen hatte: "Mutti, ich danke dir. Du hast alles richtig gemacht."


Foto: im Februar 2015 im Europa-Park