Samstag, 21. November 2015

Trauer um Galerist Hugo Näger


Zum Tod meines Freundes Hugo Näger, den wir alle sehr vermissen werden.

Danke, HUGO

Kompetent, kreativ, interessiert, engagiert und hilfsbereit – so kennen die Offenburger den Galeristen Hugo Näger. Er starb am Sonntag 62-jährig nach einer schweren Krankheit, die er mutig und klaglos, wie es seine Art war, angenommen hatte. Leben für die Kunst und Lebenskunst waren bei Näger untrennbar miteinander verbunden. "Er hat unsere Stadtgemeinschaft menschlich sehr bereichert, im hiesigen Kulturleben hat sein Schaffen viele Spuren hinterlassen", zeigte sich Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner gestern von der Nachricht "tief betroffen".

Über dreißig Jahre führte Hugo Näger die Galerie Hagen in der Schlossergasse und schuf sich mit Ausstellungen von Jan Peter Tripp, Uwe Gräbner, Malte Sartorius, Johannes Grützke, Louis G. Busman u.a. weit über die Region hinaus einen Namen. "Unter allen Galeristen, die ich kennengelernt habe, war Hugo Näger der Einmaligste", lobt Norbert Feger, Freund und ebenfalls Künstler der Galerie. 2013 organisierte Näger unter der Schirmherrschaft von Edith Schreiner die 1. KunstTage Offenburg im alten Gefängnis und zog mit Ausstellungen, Performances, Konzerten und Lesungen Tausende von Besuchern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz an. "Nicht nur mit diesem Event", so Schreiner, "zeigte Hugo Näger, mit welchem Geschick er Kunst mit Standorten und Ideen mit Menschen verknüpfen konnte." Näger war ein Macher, ein wohl überlegter Organisator, dabei stets bescheiden und diskret. In unzähligen Ortenauer Haushalten und Unternehmen hängen Bilder, die er gerahmt und platziert hat. So war er auch Jahrzehnte lang für Hubert Burda in dessen Privathäusern und im Verlag tätig. "Hugo Näger war stets zuverlässig, umsichtig und vertrauenswürdig. Ich habe seine Arbeit immer sehr geschätzt", so Hubert Burda. Der Galerist verstand sein Handwerk und übte es mit Leidenschaft aus. Seit 1981 leitete er die Galerie, die sein Schwiegervater Max Hagen 1953 als Buchbinderei und Kartonagenmanufaktur gegründet und 1978 zur Galerie erweitert hatte.

Hugo Näger, am 7. Januar 1953 in Berghaupten geboren, absolvierte nach der Schulzeit eine Ausbildung als Konditor bei Hans Discher in Gengenbach: "Er war mein erster Lehrling und sein aufmerksames Wesen und seine schnelle Auffassungsgabe bleiben mir unvergessen." Nach Stationen in Stuttgart und Karlsruhe heiratete Näger 1981 Margarete Hagen und stieg als Autodidakt in das Galeriegeschäft ein. Präsentierte er zunächst regionale Künstler, setzte er ab den 90er Jahren einen Schwerpunkt auf zeitgenössische gegenständliche Malerei, erweiterte sein Ausstellungsprogramm aber kontinuierlich um aktuelle und repräsentative Positionen. Der persönliche Kontakt zu "seinen" Künstlern war ihm stets sehr wichtig und regelmäßige Atelierbesuche in Deutschland, Belgien, der Schweiz und im Elsass waren für ihn selbstverständlich. Künstler Jan Peter Tripp: "Hugo Näger war seit 1985 mein Freund und Galerist, seine Begeisterung und sein Engagement waren beispiellos." Heinrich Niederer, der viele Ausstellungen in der Galerie Hagen eröffnete, sagt: "Ich habe seine unermüdlich gepflegten Arbeitskontakte zu Künstlerinnen und Künstlern weit über unsere Landesgrenzen hinaus stets bewundert." 

Das fachliche Wissen, das sich Hugo Näger über die Jahre angeeignet hatte, wurde geschätzt und vielfach in Anspruch genommen. Sein Können als Galerist und Buchbinder brachte er unter anderem in die Arbeit von Städtischer Galerie, Museum und Archiv in Offenburg ein. Flexibel und engagiert war er stets zur Stelle, wenn seine Unterstützung benötigt wurde. So bezeichnet ihn Offenburgs ehemaliger Kulturbürgermeister Christoph Jopen auch als "Motor, der der 2013 neu gegründeten Gretel-Haas-Gerber-Stiftung half, Arbeiten der Künstlerin Interessierten anzubieten und damit weitere Fördermaßnahmen zu ermöglichen".


Hugo Näger wird in Offenburg fehlen. Neben seiner beruflichen Kompetenz waren es vor allem seine Lebensweisheit, seine Verlässlichkeit und seine Hilfsbereitschaft, die ihn als besonders wertvollen Menschen mit großer Herzensbildung auszeichneten. Er lebte den Satz von Albert Schweitzer, den er gerne zitierte: "Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt." Neben seiner Mutter Maria, seiner Frau Margarete und seinen Kindern Daniela und Felix werden ihn auch seine Freunde sehr vermissen. Die Beisetzung findet auf Wunsch der Familie im engsten Kreis statt. Mit der Schließung der Galerie Hagen geht in Offenburg eine Ära zu Ende. Ab 1. Dezember 2015 besteht noch die Möglichkeit, Werke aus Galerie-Besitz zu erwerben.

Wirtschaftswunderfrau Aenne Burda – Schnitt für Schnitt zum Erfolg


Herzliche Einladung zum Stuttgarter Symposion 2015! Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg lädt am 26. und 27. November 2015 in den Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses ein. Thema: Wege in ein neues Leben – die Nachkriegszeit. Ich freue mich auf meinen Vortrag am Donnerstag, 26. November, 15.15 Uhr: "Wirtschaftswunderfrau Aenne Burda – Schnitt für Schnitt zum Erfolg". Der Eintritt ist frei.


Dienstag, 3. November 2015

Hommage an eine Winterliebe



Demnächst am Kiosk: Die neue WOHNENTRÄUME mit meinem Beitrag über MARSEILLE...




Aenne Burda


Heute vor zehn Jahren starb Verlegerin Aenne Burda. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese großartige Frau kennenlernen durfte, die das "Hamburger Abendblatt 1988 in puncto "Weltgewandtheit, sicherem Auftreten, beruflichem Können, Charme und Klasse" auf eine Stufe mit Sophia Loren und Catherine Deneuve stellte. Ihr Lebensmotto wählte sie von Rabindranath Tagore:


Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich handelte und siehe,
die Pflicht war Freude.

Freitag, 9. Oktober 2015

Glücklich sein in der Provinz


Ein Gesprächsabend mit Rainer Braxmaier im Rahmen der Ausstellung „Roman für den Augenblick“ am Donnerstag, 15.Oktober 2015, 19 Uhr, in den Räumen des Kunstvereins Offenburg-Mittelbaden. Thema: Wie kann man den "Standortnachteil" eines Künstlerlebens außerhalb der Metropolen ausgleichen? Wir versprechen ein "lockeres Gespräch mit Tiefgang" (O-Ton Rainer). Ihr seid alle herzlich eingeladen!

Kunstverein Offenburg
Amand-Goegg-2
Auf dem Kulturforum
77654 Offenburg

Freitag, 4. September 2015

Demenz – Mein Vater und die Gummiente


Mein aktuelles Buch im Schaufenster – danke an die Buchhandlung Roth
Lesung am 6. Oktober in der Stadtbibliothek Offenburg:

DEMENZ – MEIN VATER UND DIE GUMMIENTE

LA VIE EST BELLE – ein Abend für Frauen @ Schoellmanns


Ich freue mich sehr auf den nächsten Abend für Frauen LA VIE EST BELLE @ Schoellmanns in Offenburg. 

Gute Gespräche. Musik. Strick. Leder. Shirts. Schuhe. Schmuck. Druck. Accessoires. Amuse-Bouche. Hausgemachte Limonaden. Pimm's Cup. Wein. Schokolade.

mit: fabou-shoes, gabriele lange väth design, lichthauch. marken ware, my flowers of life, schokolade & wein, tina modestyling, weingut hermann, wunderwort

Di. 22.09.2015 – ab 19 Uhr
Anmeldung erbeten bis 19. Sept. unter

0781/9194999 oder info@schoellmanns.de

Freitag, 28. August 2015

Der Senator und Fessenbach


Senator Dr. Franz Burda und seine Verbindung zum Weinort Fessenbach war Thema einer Ausstellung in der Kunstkammer neben dem Schlössle. Jetzt ist eine Fotoauswahl im Foyer des Medienparks in Offenburg zu sehen. 

Fessenbach, wo Franz Burda in den 1960er Jahren das 1786 von dem österreichischen Ritter von Neuburg im Maria-Theresia-Stil errichtete Schlössle erworben hatte, seinen eigenen Wein, den "Franzensberger", anbaute und mit Jagdfreunden in der "Franzensstube" feierte, war geliebter Rückzugsort für den Unternehmer. Er schrieb 1979:


"Hier verbringe ich die glücklichsten Stunden des Tages. Hier ist der Ort, an dem ich zu mir selbst finde." 

Donnerstag, 27. August 2015

SAVE THE DATE – La vie est belle @Schoellmanns


Di. 22.09.2015 – ab 19 Uhr
Anmeldung erbeten bis 19. Sept. unter
0781/9194999 oder info@schoellmanns.de

Wir freuen uns auf den 7. Abend für Frauen im Schoellmanns.

Gute Gespräche. Musik. Strick. Leder. Shirts. Schuhe. Schmuck. Druck. Accessoires. Amuse-Bouche. Hausgemachte Limonaden. Pimm's Cup. Wein. Schokolade.

mit: fabou-shoes, gabriele lange väth design, lichthauch. marken ware, my flowers of life, schokolade & wein, tina modestyling, weingut hermann, wunderwort

"A'Gueter"-Dreh in Schäck's Adler in Oberprechtal

Küchenmeister Christoph Schäck und André Muller

Dreharbeiten in Schäck's Adler in Oberprechtal. Für seine populäre TV-Sendung "A'Gueter" auf France 3 Alsace machte André Muller Station im Schwarzwald. Auf einer idyllischen Wiese am Bach briet Küchenmeister Christoph Schäck auf einem alten Holzofen eine Forelle Müllerin für den Muller. Geangelt wurde der schmackhafte Fisch von niemand Geringerem als dem Elsässer Künstler und Original Raymond Waydelich, für den der"Adler" eine zweite Heimat ist. Der ehemalige Sportjournalist André Muller reist seit sechs Jahren durch Schwarzwald, Schweiz, Elsass und andere Regionen Frankreichs und porträtiert Küchenchefs und weitere regionale Persönlichkeiten. "A'Gueter" ist die populärste Sendung im elsässischen Fernsehen und wird jeden Sonntag um 10.50 Uhr auf France 3 in elsässischem Dialekt ausgestrahlt sowie dienstags um 9.30 Uhr wiederholt. Die Sendung mit Christoph Schäck ist am 4. Oktober 2015 zu sehen.
Bis zum 6. September sind übrigens noch Provence-Tage im "Adler" mit Köstlichkeiten wie Bouillabaise, mariniertem Lachs mit Kaviarperlen, Schnecken provençale, Lammrücken mit Kräutern der Provence, Poulet mit Rosmarin, Thunfisch mit Zitronen und Kapern, Rinderfilet Café de Paris sowie Mousse au Chocolat und Creme brûlée. A'Gueter!

Schäck's Adler
Waldkircher Str. 2
79215 Elzach
Tel. 07682 1291
www.schaecks-adler.de

André Muller und Raymond Waydelich
Die Müllerin...

Mittwoch, 24. Juni 2015

Purple Schulz


Ich freue mich sehr über das positive Feedback von Purple Schulz auf mein Buch "Demenz – Mein Vater und die Gummi-Ente". Für ein Kapitel habe ich Purple ("Verliebte Jungs") interviewt. Er wirbt sehr für mehr Verständnis für Menschen mit Demenz und sagt: "Liebe ist das Allerwichtigste!"

"Ich habe das Buch jetzt auf der letzten Tour verschlungen und muss ein großes Kompliment machen: einfach toll. Vor allem, weil es mit so viel Respekt vor allen Beteiligten geschrieben ist. Es ist ein Buch, das Mut macht. Das zeigt, dass man mit seiner oft so schwierigen Situation als mitunter verzweifelnder  'Angehöriger' nicht alleine da steht. Es lenkt den Blick endlich mal in die richtige Richtung und führt uns rein in die Welt von Menschen mit Demenz. Ein Buch, das Kraft gibt."

Montag, 22. Juni 2015

Ausstellung letztmals geöffnet


Am Samstag, 27. Juni 2015, ist die Ausstellung DER SENATOR UND FESSENBACH in der Kunstkammer des Schlössles letztmals von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Um 11.30 Uhr gibt es eine Lesung und die Burda Betriebskapelle spielt.


Senator Burda Str. 21 | 77654 Fessenbach

Samstag, 20. Juni 2015

VOYAGE


Großartige Vernissage mit Raymond E. Waydelich bei hausundso in Offenburg. 
Die Ausstellung "Voyage" ist noch bis zum 31. Juli zu sehen. 
Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 13 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0781 9190891
hausundso
Moltkestr. 14
77654 Offenburg



Montag, 15. Juni 2015

Hommage an Senator Dr. Franz Burda


Vorwort aus der Publikation "Der Senator und Fessenbach" –
mit Auszügen aus den unveröffentlichten Memoiren Franz Burdas:

"Wenn ich gegen Mittag den Betrieb verlasse und die Schranke an der Pforte hinter meinem Wagen niedergeht, dann weiß die ganze Belegschaft, wo ich zu finden bin. Inmitten der Rebzeilen, die sich wie ein grafisches Muster den Sonnenhang hinauf ziehen, schöpfe ich das ganze Jahr über Kraft für meinen Beruf und was mich an sonstigen Nebenaufgaben erwartet."

Diese Zeilen schreibt Senator Dr. Franz Burda 1979. Er ist 76 Jahre alt und sitzt an einem blanken Holztisch in seiner "Franzensstube" in Fessenbach. Gerne kehrt er, während seiner Spaziergänge durch die Reben, hier ein und bittet Blanka Fey, die Fenster putzt oder Vorbereitungen für den Abend trifft: "Blanka, schenke Sie mir ä Gläsle Franzensberger ein!" Heute hat er Papier und Stift dabei, weil er beschlossen hat, seine Memoiren niederzuschreiben. "Mit Doktorhut und Druckerschwärze" titelt Franz Burda sein mehrhundertseitiges Manuskript, das nie veröffentlicht wird. Das Kapitel über Fessenbach ist eine Liebeserklärung an den Weinort und erinnert schöne Stunden im Leben des Senators. Fotos aus dem Burda-Archiv und privaten Fotoalben von Blanka Fey, die mehr als dreißig Jahre die Seele der Franzensstube war, Salvatore Scimone, der fast ebenso lange hier gekellnert hat, und Ernst Birsner, dreißig Jahre lang Burda-Versuchsküchenchef und Maître de Cuisine bei den legendären Jagdessen, dokumentieren eine glückliche Zeit. Mit Engagement unterstützte Ernst Birsner die Vorbereitungen für dieses kleine Buch, bevor er am 23. Mai 2015 starb. Er ist Teil einer Geschichte, die allen, die sie erlebt haben, unvergessen bleibt: Feuchtfröhliche Stunden, Stubenmusik mit Kurt Neuschütz und Josef Matschy an Akkordeon und Zither, Ivan Rebroff, der singt, Aenne Burda, die mit Berthold Beitz tanzt, Franz Josef Strauß, der schunkelt, Walter Scheel, Max Schmeling, Heinz Sielmann, Peter Alexander, Mireille Mathieu… alle feiern sie in der Franzensstube, über die der Senator 1979 notiert:

"Hier verbringe ich die glücklichsten Stunden des Tages. Hier ist der Ort, an dem ich zu mir selbst finde. Und hierher, wo mir ein sanfter Luftzug vom Schwarzwald, die Bilder der Vergangenheit vogelleicht zuträgt, ziehe ich mich zurück, die Geschichte meines Lebens niederzuschreiben."


Ute Dahmen

Der Senator und Fessenbach


Hundert geladene Gäste feierten mit Hubert, Frieder und Franz Burda in der Kunstkammer des Fessenbacher Schlössles die Eröffnung der Ausstellung "Der Senator und Fessenbach". Ende der 50er Jahre hatte Franz Burda das Land um das Seebach'sche Schlösschen gepachtet, Reben angepflanzt und freute sich seither als Weinbergbesitzer an seinem Franzensberger. In der Franzensstube in Fessenbach feierte er seine legendären Jagdgesellschaften mit Franz Josef Strauß, Max Schmeling, "Krupp"-Manager Berthold Beitz, aber auch Mireille Mathieu, Peter Alexander und Ivan Rebroff waren zu Gast, wenn Jupp Matschy an der Zither und Kurt Neuschütz auf dem Akkordeon Weaner Lieder spielten.
Das "Reblaus Trio" aus Traunstein sorgte für großartige Stimmung, es gab Bibiliskäs und Wurstsalat vom "Sieferle", Schnitzel aus der "Linde" – und natürlich Franzensberger….
Über "sein" Fessenbach sagte Franz Burda, der 1968 das Schlössle erworben hat: „Hier verbringe ich die glücklichsten Stunden des Tages. Hier ist der Ort, an dem ich zu mir selbst finde." Zur Ausstellung erschien ein kleines Buch mit Auszügen aus den unveröffentlichten Memoiren des Senators, das ich im Auftrag von Hubert Burda konzipiert habe.

Die Ausstellung ist am 20. und 27. Juni jeweils von 11 bis 14 Uhr geöffnet.

Dienstag, 9. Juni 2015

VOYAGE



Das Auto ist beladen mit Originalen, Zeichnungen und Radierungen von Raymond Waydelich für seine Ausstellung "Voyage" in Sonja Vogels Galerie artundso am 18. Juni 2015 in Offenburg. Vernissage ist um 19 Uhr. Bitte unbedingt anmelden unter info@hausundso.de

Montag, 8. Juni 2015

Paul Sahner ist tot


Ich bin geschockt und traurig. Paul Sahner ist tot. 
Für mein "Demenz"-Buch hat er mir noch ein wunderbares Interview gegeben, in dem er sehr liebevoll über seine Mutter und deren Abschied sprach.

Lieber Paul, ich wünsche dir, dass du bei den Engelein bist!


Engelein, ich komme!

"Bunte"-Journalist und Autor Paul Sahner (70) schwärmt von seiner Mutter Elisabeth. Für ihn war sie "emanzipiert im Rahmen dessen, was damals möglich war, tough, aber lieb". Ihre letzten Lebensmonate verbrachte die Marianerin in einem katholischen Altenpflegeheim, wo sie 2002 im Alter von 88 Jahren starb. Elisabeths Abschied hinterließ bei ihren Lieben ein Lächeln.

Es war der Vorabend des 11. Septembers 2001 und Paul Sahner saß in Reinhold Beckmanns Talkshow in Hamburg. Sein "Bunte"-Artikel über die "ausgelassenen Wasserspiele" von Verteidigungsminister Rudolf Scharping und dessen Freundin Kristina Gräfin Pilati-Borggreve auf Mallorca hatte Wellen geschlagen. Während der Aufzeichnung klingelte sein Handy, seine Schwester Brigitte war dran: "Paul, wir müssen Mutti ins Stift bringen. Sie kann nicht mehr alleine wohnen." 
Mit der ersten Maschine flog Sahner am nächsten Morgen nach Paderborn, die Gedanken bei seiner Mutter. Stets war Elisabeth die "gute Seele der Familie" gewesen. Tochter eines selbständigen Handwerkers, der in Bockum-Hövel in Tapeten, Farben, Lacke machte, verheiratet mit einem einfachen Beamten, der sich zum Obersteuerrat hochgearbeitet hatte. "Wir konnten uns keine großen Sprünge erlauben, aber wir hatten immer ein gutes Leben", erinnert sich Paul und erzählt von sonntäglichen Spaziergängen und Wanderungen. Sowohl Mutter als auch Vater waren sehr gläubig und hätten es gerne gesehen, wenn ihr Jüngster und Stammhalter Priester geworden wäre. Andererseits hat er auch als People-Journalist stets ein offenes Ohr für seine Mitmenschen. 

"Ich bin kein religiöser Mensch", sagt Paul, doch gemeinsam mit seinen zwei Schwestern und Ärzten entschied er jetzt, dass Elisabeth in ein katholisches Pflegeheim umzog. Seit dem frühen Tod ihres Mannes hatte sie alleine gelebt, zwar nur hundert Meter von Tochter Brigitte entfernt, doch immer öfter passierte es, dass sie vergaß, den Elektroherd auszuschalten oder sich mit anderen kleinen Schusseligkeiten selbst gefährdete. "Sie wurde ein bisschen tüttelig", beobachtete Sahner. 

Die Kinder richteten ihr Zimmer mit Lieblingsstücken von zu Hause ein: Sessel, Kommode, Leselampe, Bilder an den Wänden. Elisabeth fühlte sich sofort wohl in dem schönen Haus mit Park und den "entzückenden Leuten". Sie selbst war mit ihrer guten Laune ein "kleiner Sonnenschein". Jeden Abend, als sie noch zu Hause war, spielte sie vor dem Zubettgehen Klavier, Smetana, Bach und religiöse Stücke. Am liebsten waren ihr die Marienlieder. Die Muttergottes war für Elisabeth der Inbegriff einer starken Frau. 

Wenn Paul sie besuchte, musste er von Mal zu Mal feststellen, dass es ihr, die die Dinge stets klar auf den Punkt gebracht hatte, immer weniger gelang, Gedanken aneinander zu fügen. Nur eines war ihr noch wichtig: "Paulus", sagte sie, du bist der einzige Mann in der Familie, du musst darauf achten, dass ihr Geschwister euch nicht kabbelt." Bei seinem Versprechen lächelte sie. "Wir sind ein Herz und eine Seele", beschreibt Sahner das Verhältnis zu seinen Schwestern Brigitte und Renata.
Als Elisabeth nicht mehr sprechen konnte, sah er mit ihr alte Fotoalben an. "Wer ist das?" fragte er und deutete auf ein Hochzeitsfoto seiner Eltern. Traurig schüttelte sie den Kopf. "Dein Sohn?" fragte er. Wieder Kopfschütteln. "Dein Bruder?" Kopfschütteln. "Dein Mann?" "Mmm", bejahte Elisabeth und lächelte. Weiter: "Wie heißt dein Mann?" Kopfschütteln. "Karl?" Der Kopf ging nach links und nach rechts. "Anton?" Wieder keine Zustimmung. "Walter?" Ein Lächeln und ein Nicken. "Lachen konnte sie nicht mehr", sagt Paul Sahner, "aber wunderschön lächeln."

Am 17. April 2002 bekam er wieder einen Anruf von Brigitte, diesmal war er zu Hause in München: "Du musst dringend kommen! Es ist was mit Mutti." Paul war nicht dabei, als seine Schwestern an ihrem Bett standen. "Es war ein Wunder", glaubt er. Elisabeth, die monatelang kein Wort mehr von sich gegeben hatte, begann laut und deutlich zu singen: "Gegrüßet seist du Königin", "Maria Maienkönigin", "Maria breit den Mantel aus"… Sie sang. Voller Freude und Inbrunst. Die Lieder, die sie als Mädchen gelernt und die ihr irgendwann in Fleisch und Blut übergegangen waren. Sie kannte jedes Wort, jede Zeile. Brigitte benetzte die trockenen Lippen der Mutter mit Wasser. Elisabeth dankte ihr mit einem strahlenden Lächeln: "Guck mal, Brigittchen!" rief sie. Und dann, glückselig: "Engelein! Juhu! Ich komme!"

"Sie sah so friedlich aus", sagt Paul. Er legte sich neben sie, streichelte ihr Gesicht, ihre Hände, sprach mit ihr. Obwohl die Mutter bereits vor Stunden die Augen geschlossen hatte, ist er überzeugt, dass sie noch verstand, was er ihr zu sagen hatte: "Mutti, ich danke dir. Du hast alles richtig gemacht."


Foto: im Februar 2015 im Europa-Park


Sonntag, 24. Mai 2015

Ernst Birsner ist gestorben


Gestern Abend ist Ernst Birsner gestorben. Der Gengenbacher Küchenmeister, wie er sich selbst nannte, war 32 Jahre lang Maître de Cuisine im Burda Kochstudio, veröffentlichte mehr als 30 Kochbücher, von denen sich das "Burda Kochbuch Nummer 1" über 1,5 Millionen Mal verkaufte. Drei Jahrzehnte lang kreierte er jeden Monat 100 Rezepte für Zeitschriften wie "Burda Moden" und "Carina". Er kochte Menüs für das Verlegerehepaar Aenne und Franz Burda und dessen prominente Gäste: Andy Warhol, Max Schmeling, Axel Cäsar Springer, Max Grundig Wernher von Braun, Ludwig Erhard, Franz Josef Strauß, Hans-Dietrich-Genscher. Seit seiner Pensionierung 1994 sammelte Birsner leidenschaftlich Menükarten aus aller Welt und trug eine einzigartige Sammlung von 30.000 Karten sowie 6.000 Kochbüchern zusammen. Noch im Januar stellte Birsner seine Karten in Oberkirch aus, wo der Londoner Starkoch und gebürtige Schweizer Anton Mosimann ihn besuchte.
Birsner, 1935 in Kehl geboren, begann seine Kochausbildung als 14-Jähriger im Restaurant "Zum Lamm" in Heidelberg und kochte, bevor er Versuchsküchenleiter bei "Burda Moden" wurde, unter anderem im 5-Sterne-Luxushotel "Negresco" in Nizza.
Wir haben viele Beiträge für Magazine und Veranstaltungen gemeinsam erarbeitet. Immer war Ernst Birsner hilfsbereit und hat spannend und unterhaltsam aus seiner Burda-Zeit erzählt. Zu jeder seiner Menükarten wusste er eine Anekdote zu berichten und es war wunderbar, ihm zuzuhören. Am Dienstag wollten wir uns wieder treffen.

Foto aus "Meine Landküche" 3/11, "Leidenschaft à la carte"

Donnerstag, 21. Mai 2015

Mein Vater und die Gummi-Ente


Gestern kam der Paketbote mit einem schweren Karton und es ist immer wieder aufregend, ein eigenes Buch auszupacken. Dieses liegt mir besonders am Herzen:

MEIN VATER UND DIE GUMMI-ENTE
Demenz. Angehörige erzählen. 

Als mich der SingLiesel Verlag letzten Herbst anfragte, ein Buch über Demenz zu schreiben, begann ich mich einzulesen, Fachliteratur, Erfahrungsberichte, sah mir Dokumentationen und Spielfilme zu dem Thema an (weinte abends auf dem Sofa), sprach mit Freunden, Bekannten, Kollegen – und stellte fest: Nahezu jeder kennt jemand, der mit Demenz lebt. Der Partner, die Mutter, der Vater, die Oma, der Onkel, die Nachbarin… Jedes einzelne Schicksal ist eine Herausforderung – für die Betroffenen, deren Angehörige und unsere Gesellschaft. Demenz ist kein Tabu-Thema mehr, weil es Menschen gibt wie Hennig Scherf, den früheren Bremer Senator, der sich immer wieder in Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz einquartiert und sich für deren Belange stark macht, oder Michael Hagedorn, Fotograf und Mitinitiator von Konfetti im Kopf e.V., oder Tilman Jens, der ein Buch über seinen Vater, den Rhetoriker Walter Jens, geschrieben und sich damit breiter Kritik ausgesetzt hat, oder Purple Schulz, der statt "Verliebte Jungs" über Demenz singt… Nicht zu vergessen, David Sieveking, der den sehr berührenden Film "Vergiss mein nicht" über seine Mutter Gretel gedreht hat. Sie alle haben mit mir gesprochen, lange und ausführlich, weil es ihnen am Herzen liegt, dass Menschen mit Demenz in unserer Gesellschaft akzeptiert werden. Es war großartig, wie viele Freunde und Kollegen sich spontan bereit erklärt haben, mir ihre persönlichen Erfahrungen zu schildern, und jeder Betroffene weiß, wie schwer es ist, einen Menschen an das Vergessen zu verlieren. Umso schöner sind die Geschichten und Anekdoten, die mir erzählt wurden: Alltagsbegebenheiten, die zeigen, dass auch das Leben mit einem dementen Menschen bereichernd sein kann. Meine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner wollen Mut machen: Wenn wir unsere Wahrnehmung ändern, so der Tenor, können wir gemeinsam noch eine wunderbare Zeit erleben! 
Ich habe sehr viel gelernt und bin sehr dankbar für die Offenheit und das Vertrauen. Ich habe eine Freundin interviewt, die Menschen mit Demenz in der Schweiz betreut, meine Freunde im Elsass, Marc Felten und Mathieu Leonhard, dessen Vater in einem französischen Pflegeheim deutsche Marschlieder singt, eine Deutsch-Türkin, deren Mutter zweitausend Kilometer Luftlinie entfernt mit Demenz lebte, Nonnen, die ihre Mitschwestern betreuen, Fachkräfte für Gerontopsychiatrie, einen Herrn vom Europarat, Gerd Brederlow, Bruder des wunderbaren Schauspielers Bobby Brederlow, der plötzlich behauptet, der Eiffelturm stehe in München, und Paul Sahner, People-Journalist, der eine zauberhafte Geschichte über seine Mutter Elisabeth erzählt. Eines samstags traf ich bei Edeka an der Kasse Tessy Pavelová, wir kamen ins Gespräch und noch auf dem Parkplatz rief sie eine Freundin an, Raymona von Arnim, die  wunderbar über ihre Mutter Wilma sprach und mir sagte: "Das Leben wird anders, weil man sich befasst, man langsamer wird und auch sich selbst anguckt." 
Ihnen und allen anderen möchte ich danken und ich wünsche mir, dass das Buch "Mein Vater und die Gummi-Ente" vielen Leserinnen und Lesern ein bisschen Mut machen kann.

Ich hänge ein Kapitel aus dem Buch an. Pia Umbach habe ich in Karlsruhe getroffen, im "Matisse"-Zimmer des SingLiesel Verlags, eine aufgeschlossene, junge Frau, die so emphatisch und lebhaft von ihrer Familie und ihrem dementen Großvater erzählt hat, dass ich sie heute noch dafür drücken möchte.


Ticktack-Opa und sein Ninja-Schwert

Pia Embach ist 35 Jahre alt, Mutter von zwei kleinen Töchtern, und Enkelin von Opa Oskar, der demnächst 92 wird. Noch immer sind er und seine Frau Anni Mittelpunkt der Großfamilie, die sich einmal die Woche zum gemeinsamen Abendessen trifft. Obwohl Pia neunzig Kilometer zum Haus ihrer Großeltern fahren muss, packt sie ihre Mädchen jeden Donnerstag ins Auto und nimmt den langen Weg auf sich. Denn Donnerstag ist Ticktack-Opa-Tag. 

Ticktack-Opa? Pia runzelte die Stirn und konnte sich zunächst überhaupt keinen Reim darauf machen, was ihre kleine Tochter damit meinte. Erst als das Kind mehrfach darauf beharrte, klingelte es plötzlich in Pias Kopf. Klar! Opa Oskar war der Uropa ihrer Mädels, das klingt wie Uhr und eine Uhr macht eben ticktack. Seitdem ist Oskar für Pias Kinder und die fünf anderen Urenkel der Ticktack-Opa und seine Frau Anni die Ticktack-Oma. 

Zu Anni hatte Pia schon immer ein enges Verhältnis. Sie war die warmherzige Bilderbuch-Oma, indessen der Großvater für Reparaturen am Fahrrad zuständig war und stets ein wenig streng wirkte. Seitdem Oskar mit Alzheimer-Demenz lebt, fühlt sich Pia ihrer Großmutter noch mehr verbunden. "Unser Leben ist in vielen Situationen ähnlich", hat die Enkelin festgestellt. So wie ihre fünf- und zweijährigen Töchter von ihr erwarteten, dass sie ständig da sei, wolle der Opa, dass die Oma die ganze Zeit bei ihm sitze. Doch im Gegensatz zu ihm, der in seiner "zeitlosen Welt" lebe, organisiere Anni noch immer den Haushalt. 
So steht sie zum Beispiel in der Küche, versunken in eine Arbeit an der Spüle, da schleicht Oskar sich an, leise wie ein Indianer auf dem Kriegspfad, packt sie von hinten und kitzelt sie. Anni, die ihn nicht gehört hat, zuckt zusammen, schreit, rudert mit den Armen, ist so erschrocken und aufgeregt, dass sie das Gleichgewicht verliert, fällt auf ihren Mann, der hinter ihr steht, und reißt ihn mit zu Boden, so dass beide wie die Maikäfer, Arme und Beine in der Luft, auf den Küchenfliesen liegen. Oskar kichert vor Vergnügen, Anni ist wütend. Aufstehen können sie beide nicht. Zum Glück trägt sie ein Notrufarmband und kann Sohn und Schwiegertochter, Pias Eltern, verständigen, die im selben Haus wohnen. 

Als Pia von dem Vorfall erfährt, muss sie lachen, glücklicherweise ist nichts Schlimmes dabei passiert, aber sie weiß, dass diese unbeschwerte Sichtweise nur ihr als Enkelin vorbehalten ist. "Es macht einen Unterschied, ob dein Vater oder dein Großvater betroffen ist", sagt sie.

Und erst recht, wenn es sich um den Urgroßvater handelt, den Ticktack-Opa. Er ist der Star für seine sechs Urenkel. Das Siebente und Jüngste ist mit sechs Monaten zwar noch zu klein, um den Unterhaltungswert von Oskar zu schätzen, für alle anderen sind die Donnerstagnachmittage, bevor die Erwachsenen zum Essen kommen, Showtime mit Opa. Wie ein Zirkusdirektor in der Manege thront er in seinem Sessel mitten im Wohnzimmer und dirigiert die fröhlich aufgeregte Schar. Die Kinder hängen an seinen Lippen, wenn er Anweisungen erteilt, wie die Decken für den Bau einer perfekten Höhle gefaltet werden müssen. Großzügig überlässt er die Greifhilfe seinen Anhängern, die sie, je nach Alter und Geschlecht, zum Hexenbesen für Bibi Blocksberg oder Ninja-Schwert umfunktionieren. 
Zum Glück betritt Pia gerade das Zimmer, als Oskar, der viele Jahre lang Übungsleiter im Turnverein war, seinen Fans einen Purzelbaum demonstrieren will. Das Vorhaben muss vertagt werden und Ticktack-Opa tröstet seine Urenkel, indem er die offizielle Erlaubnis erteilt, gemeinsam die Süßigkeitenschublade zu plündern. "Ihm schmeckt fast nichts mehr außer Süßem", sagt Pia und zeigt Verständnis, wenn die "Zwerge" konspirativ verkünden: "Ticktack-Opa will noch ein Eis!" Logisch, dass die Kleinen auch eines bekommen. Zufrieden und erschöpft löffelt die eingeschworene Truppe ihr Eis und sieht dabei fern: Kinderprogramm, aber am liebsten "Hund, Katze, Maus". 

"Keine Haare und keine Zähne verstehen sich gut", witzelt Pia und kann sich nicht erinnern, dass sie als Mädchen soviel Spaß mit ihrem Opa hatte. Mit fortschreitender Demenz sei er viel herzlicher geworden. 
Das empfindet auch Oma Anni so. In ihren 68 Ehejahren mit Oskar war nie viel Zeit für große Gefühle. Er arbeitete als Werkzeugmeister, sie kümmerte sich um die vier Söhne, den Haushalt und den großen Garten. Wenn sie abends gemeinsam eine Volksmusiksendung ansahen, mokierte er sich immer über die romantischen Texte. Jetzt ist er es auf einmal, der ständig von der Liebe spricht. Manchmal sieht er sie an und sagt diese drei kleinen Wörter: "Ich liebe dich." Einfach so. "Noch nie in meinem ganzen Leben", sagt die 86-jährige Anni, "habe ich so viele Liebeserklärungen bekommen." Er, der ihr, die sich wegen Rückenproblemen nicht mehr bücken kann, täglich die Schnürsenkel bindet, sorgt sich um sie: "Wer macht das dann, wenn ich nicht mehr da bin?" Im Augenblick kommen die beiden noch ganz gut zurecht – mit Unterstützung eines Pflegediensts, fünfmal die Woche Essen auf Rädern, täglich schaut jemand aus der Familie vorbei. 

Und dann gibt es ja die Donnerstage, die harmonischen Treffen von vier Generationen. In der warmen Jahreszeit kocht Pias Bruder draußen in der Sommerküche. Ticktack-Opa schiebt die Kinder auf seinem Rollator durch den Hof und singt lauthals "Tuff, Tuff, Tuff, die Eisenbahn…" Erholt er sich dann im Liegestuhl, planschen die Kleinen im Waschtrog und kreischen vor Vergnügen, wenn er sie mit der Gießkanne nass spritzt. Kommt Oma Anni vorbei, leuchten seine Augen und wie ein junger verliebter Bengel holt er mit der Kanne aus und lässt das ganze Wasser auf sie schwappen. "Ach", ziert sie sich erst, "meine Frisur! Ich hab' die Haare frisch gelegt." Doch als  ihr Mann, die Kinder, Enkel und Urenkel lachen, kann auch sie nicht mehr ernst bleiben und stimmt fröhlich ein. "Die Familie fängt viel auf", ist Pia überzeugt und ihr ist bewusst: "Diese gemeinsame Zeit, die wir haben, ist ungeheuer kostbar."

Wie glücklich sich auch die Urenkel schätzen, belegt ein Schulaufsatz, den eine von Pias Nichten in der dritten Klasse verfasste: "Mein Opa", schrieb sie, "ist mindestens hundert Jahre alt oder noch älter. Er hat keine Haare mehr, aber dafür isst er immer viele Süßigkeiten mit uns." 


Dienstag, 5. Mai 2015

Ab morgen am Kiosk: WohnenTräume



Ein bezauberndes Bed & Breakfast betreibt meine Freundin Doris Lienhard im Hinterland der ligurischen Küste, nur 3 Kilometer vom Meer und Offenburgs Partnerstadt Pietra Ligure entfernt. Alles Wissenswerte über die Casa Nobile, Kochrezepte von Doris und Tipps für Ausflüge gibt's ab morgen in der neuen Ausgabe von WohnenTräume. www.casanobilerooms.it






Freitag, 17. April 2015

Sonntag, 29. März 2015

HOTEL SEHNSUCHT



Was für eine Freude! In der Serie "Cahiers Recherche" der Universität Straßburg veröffentlichte Kunstprofessor Germain Rœsz jetzt einen zweisprachigen Band über Ilse Teipelkes "Hotel Sehnsucht". 2013 durfte ich die wunderbare Ausstellung in der ehemaligen Tulla-Schule in Kehl eröffnen, und Rœsz publizierte meinen Text in deutscher und französischer Sprache in dem aktuellen Band. So überraschend kann man zu einem Buch kommen ;) Merci!!!

Den Band gibt's für 16 Euro im Club Voltaire in Kehl.



Dienstag, 10. März 2015

Mein Vater und die Gummiente



Ende April erscheint im SingLiesel Verlag Karlsruhe mein neues Buch "Mein Vater und die Gummiente" mit Lesegeschichten für Angehörige von Menschen mit Demenz. 
Bücher, die singen, und Puzzles, die immer gelingen! Der SingLiesel Verlag produziert Produkte für Menschen mit Demenz, die Freude bereiten, sinnvolle Beschäftigung schaffen sowie Anknüpfungspunkte für Angehörige und Betreuer sind. Verlagsleiter Christian Jungermann überreichte heute in Offenburg eine Produktspende des Verlags an Kerstin Niermann, Leitung Pflegestützpunkt Offenburg, und Mechthild Wiemann, Projektleitung Demenz- und Pflegelotsen beim Offenburger Seniorenbüro. Lieder-, Vorlesebücher, Sprichwortgeschichten, Puzzles, CDs sowie Stickbilder ohne Nadel sind alle "mit viel Liebe, Überlegung und Ausprobieren" entstanden, so Jungermann. Der SingLiesel Verlag wurde 2012 auf eine Privatinitiative der Verlegerfamilie Röser gegründet. Alle Produkte werden mit Hilfe eines Expertenbeirats konzipiert und gehen erst nach ausführlichen Tests in Pflegeheimen in Serie (www.singliesel.de). 
Seit 2013 besteht in Offenburg das Projekt "Demenz- und Pflegelotsen". Gefördert wird es durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Kooperationspartner sind die Alzheimer Initiative Offenburg und das Vinzentiushaus. Mit der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz werden Angehörige und Betroffene entlastet.

Christian Jungermann, Kerstin Niermann, Mechthild Wiemann



Dienstag, 3. März 2015

Das Leben ist ein Fest





Druckfrisch ist die neue WOHNEN Träume mit meinem Beitrag über eine Reise mit Philosoph Christoph Quarch in die Toskana. Quarch bietet Reisen nach Italien, Griechenland und in die Schweiz an. Neben philosophischen Themen wie "La vita é bella – der Glanz der Schönheit und die Kunst, das Leben zu feiern" oder "Erkenne dich selbst. Sokrates, Delphi und die Wiege der westlichen Weisheit" stehen Kultur und Kulinarik auf dem Programm. Inspiration für Geist, Seele und Gaumen. Alle Seminare und Reisen sowie Bücher von Dr. phil. Christoph Quarch unter www.christophquarch.de
Das Heft ist in den nächsten Tagen im Handel.



Samstag, 7. Februar 2015

Opern-Tipp: "La Clemenza di Tito" in Straßburg



Ein Herrscher mit Herzensbildung ist die zentrale Figur in Mozarts letzter Oper "La Clemenza di Tito". Der Mann, dem Milde über Strafe geht, der nicht von Macht- sondern Mitgefühl geleitet wird, ist Titus, römischer Kaiser im 1. Jahrhundert. Ein Ideal, das bei der Uraufführung im Prager Ständetheater 1791 zur Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen vermutlich nicht weniger unerreichbar war als heute. Die deutsche Opernregisseurin Katharina Thoma siedelt die Story um Liebe und Vergebung in der ersten Neuinszenierung von "La Clemenza di Tito" der Straßburger Rheinoper nach zehn Jahren in den 50ern an. Mode, Möbel und Interieur erinnern an eine Chefetage der Wirtschaftswunderzeit. Vitellia (die Amerikanerin Jacqueline Wagner) , Verschwörerin aus Eifersucht, im grauen Kostüm und blonder Bananen-Hochsteckfrisur ist eine kühle Hitchcock-Schöne. Der ihr ergebene Sextus (Mezzosopran Stephanie d'Oustrac aus Rennes) verrät Freund und Herrscher Tito (den deutschen Tenor Benjamin Bruns) in Papst-roten Schuhen aus Liebe. Das Kapitol brennt. Und während der erste Akt lustspielhaft und mit sich ständig drehender Bühnenlandschaft pure Unterhaltung war, fängt der Zuschauer im zweiten Akt wirklich Feuer. Sextus' Arie berührt das Herz und selbst "Hitchcock-Blondine" Vitellia lässt mit ihrem Geständnis und weicher Wellenfrisur nicht kalt. Die Demonstranten, die mit Titus nicht konform gehen, erinnern an Pegida in Deutschland und Le Pen-Anhänger in Frankreich. Punktum: eine Oper, die berührt, unterhält und zum Nachdenken anregt.

Termine
Straßburg, Opera national du Rhin
8.2., 15 Uhr
17.2., 20 Uhr
19.2., 20 Uhr
21.2., 20 Uhr
Mulhouse, La Filature
6.3., 20 Uhr
8.3., 15 Uhr

Tickets unter

Mittwoch, 4. Februar 2015

Aber bitte mit Sahner

Frank Elstner (links) im Gespräch mit Paul Sahner


Danke, Paul Sahner, für das charmante Feedback auf die Aenne Burda-Biografie im Europa-Park, wo der "Bunte"-Journalist und Autor sein neues Buch "Merci, Udo!" vorstellte. 
In nur 14 Tagen schrieb Paul Sahner ein Buch über Udo Jürgens. 80 Jahre gelebtes Leben auf 173 Seiten. Die Präsentation von "Merci, Udo!" in Rust machte den Star fast wieder lebendig. Frank Elstner im Gespräch mit Paul Sahner war große Bühne – unterhaltsam, offen, ehrlich – es fehlte nur der Mann im weißen Bademantel…
Am 21. Dezember 2014 starb Udo Jürgens. Plötzlich. "Ein 80-Jähriger, der auf der Bühne stand wie mit 60", sagt Paul. Er und seine Frau Martina hatten an diesem Abend, drei Tage vor Weihnachten, diskutiert, ob sie beim Thai oder Italiener zu Abend essen. Ein Kompromiss war die "Waldfee", ein österreichisches Lokal in München. Noch vor der Nachspeise ein Anruf: "Udo Jürgens ist tot!" Der Wirt ist bestürzt: "Mein Gott!" Erst vor kurzem hatte noch die Justin Bieber- und Miley Cyrus-Generation die After-Party von Udos Konzert in München bei ihm gefeiert. Paul fährt in die "Bunte"-Redaktion, Titel-Story bis 2 Uhr früh. Zu Hause kann er nicht einschlafen, denkt an Udo, den er über 40 Jahre lang kannte. Um 7 nickt er weg, um 9 Uhr Telefon: Verleger Manuel Herder. Er will ein Buch über Udo Jürgens. Bis zum 4. Januar. Paul spricht mit seiner Frau. Über die Feiertage war eine Last Minute-Reise geplant. Quality time mit der Familie. Paul Sahner sagt zu. Liest sich durch Interviews und Gespräche, die er mit Udo führte, veröffentlichte und unveröffentlichte. Telefoniert. Mit Franz Beckenbauer, Karl Dall, Hellmuth Karasek, Frank Elstner, Niki Lauda, Werner Kimmig in Oberkirch, Udos unehelicher Tochter Gloria. Im Gespräch mit Frank Elstner beschreibt er Udo Jürgens als einen der "einsamsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe". Einen Mann, der keine Nacht im Hotelzimmer allein verbringen konnte. Der junge Dinger liebte und das Glück seiner letzten Jahre mit einer Frau fand, die überhaupt nicht in sein Schema passte: burschikos, an seiner Seite und der Öffentlichkeit unbekannt. 
Elstner und Sahner sind ein Dream Team. Unterhaltsam, kurzweilig, ein Gespräch voller Esprit. Einmal wird es sehr ernst. Sie sprechen über Michael Schumacher, den Paul Sahner gut kennt, ebenso dessen Familie. Was er sagt, tut weh: "Es geht ihm schlecht. Es gibt keine wesentliche Besserung. Meine Frau und ich stellen immer wieder eine Kerze für ihn auf. Es macht mich tieftraurig, zu wissen, dass es diesen Mann, den wir alle kennen, schätzen und lieben, vermutlich nie wieder geben wird." – "Das war hart und sehr berührend", sage ich zu Martina, Pauls Frau. "Aber es zeigt", sagt sie, "wie ehrlich er ist."

Paul Sahner
Merci, Udo!
Herder Verlag 
16,99 Euro